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Gibt's heute auch außerhalb Sotchi Gold für Deutschland?

© dpa

Berlinale-Briefing (10): Gold für "Boyhood", fertig! Oder?

Es ist der letzte Berlinale-Tag - und alle fiebern daraufhin, dass "Boyhood" von Richard Linklater heute tatsächlich den Goldenen Bären gewinnt. Doch auch die anderen Preise sind spannend - und vor allem die deutschen Wettbewerber haben Chancen.

Natürlich käme der Film, der die 64. Berlinale am Donnerstag wie ein Donnerschlag aufschreckte, auch für den Alfred-Bauer-Preis infrage. Denn die von der Jury obligatorisch zu vergebende Auszeichnung ist nach einem verdienten Filmhistoriker benannt, der die Berlinale in ihrem ersten glanzvollen Vierteljahrhundert leitete. Zweitens ist der Preis, wichtiger noch, laut Statut an einen Spielfilm gekoppelt, der „neue Perspektiven eröffnet“. Und wer wollte Richard Linklaters „Boyhood“ diese Qualität absprechen?

Im Ernst: Die geradezu frenetischen Reaktionen auf einen Film, der das reale Leben unerhört neu mit dem kinematografischen Erfinden vereint, lassen vermuten, dass auch die Jury unter dem Drehbuchautor und Independent-Produzenten James Schamus zum selben Schluss kommt: Gold für „Boyhood“, fertig, aus! Andererseits sind Jurys gerne unberechenbar und werden ohnehin sorgfältig abgeschirmt, selbst vor öffentlichen Begeisterungsorkanen. Nur, wer kommt da sonst in Betracht?

Vor allem die deutschen Filme dürften den Glanz der Trost-Plätze abbekommen

Einige, wenn auch wenige sind es, die in dieser Disziplin bestehen, auch wenn für sie diesmal wohl eher der Glanz auf den Trost-Plätzen Großer Preis der Jury, Regie sowie Drehbuch bleibt. Dazu gehören: die deutschen Beiträge „Kreuzweg“ und „Die geliebten Schwestern“ und die zwei Filme, die dem Wettbewerb am Schluss noch jene Konstanz verliehen, die ein Top-Festival braucht: „The Little House“ (Japan) und, aus Österreich, „Macondo“.

Schwieriger dürfte der Jury die Schauspielerwahl fallen – sofern sie nicht kurzerhand das komplette „Boyhood“-Quartett auszeichnet, das an Linklaters faszinierendem Zwölfjahresexperiment mitwirkte. Zahlreich zwar die Jungs- und Männerfilme – nur bekommen ihre Protagonisten nicht eben viele Entfaltungsmöglichkeiten, von „Jack“ bis „Stratos“. Plausibler erscheint es da schon, den in gleich zwei Filmen („Die geliebten Schwestern“ und „Kreuzweg“) brillierenden Florian Stetter oder den sanften Ronald Zehrfeld („Zwischen Welten“) zu beglücken; auch Forest Whitaker hat in „La voie de l’ennemi“ einen starken Auftritt. Bei den Schauspielerinnen ragt das Duo Hannah Herzsprung und Henriette Confurius („Die geliebten Schwestern“) heraus. Auch die Debütantin Lea van Acken („Kreuzweg“) sollte durchaus Chancen haben.

Fehlt nur ein Titel, der am Ende des Samstages allen noch einen Strich durch die Rechnung machen könnte: der Eröffnungsfilm „The Grand Budapest Hotel“, ebenfalls im Wettbewerb. Doch auch für ihn findet sich im Berlinale-Reglement der ultimativ passende Preis, zu vergeben für eine „herausragende künstlerische Leistung aus den Kategorien Kamera, Schnitt, Musik, Kostüm oder Set- Design“. Wes Andersons munterer Bilderzirkus glänzt gleich in jeder dieser Disziplinen.

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