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Berlinale: Möhrchen raspeln

Martenstein bestaunt das Phänomen "King Khan".

Im Pressefach lag eine DVD, Aufschrift: „Eros international“. Ich drehte die DVD um, auf der Rückseite war Shah Rukh Khan zu sehen, der indische Superstar. Für Inderinnen ist Shah Rukh Khan angeblich so etwas wie Robbie Williams, Johnny Depp und Roger Willemsen in einer Person, sie nennen ihn „King Khan“. Zum ersten Mal in der Berlinalegeschichte mussten sie eine eigene Website schalten, nur für den Besuch eines einzigen Stars, mit Ratschlägen. Einer der Ratschläge lautet, dass man während der Filmvorführung nicht tanzen soll. Im Fernsehen hieß es, King Khan habe genau 1,3 Milliarden weibliche Fans, ein beträchtlicher Teil davon sei unterwegs nach Berlin. Aus Sizilien werde ein Bus voller Sizilianerinnen erwartet. Barack Obama sagt übrigens: „Wenn Du auf dem richtigen Weg bist, und du fährst immer weiter, dann kommst du voran.“ Über das indische Kino, das so genannte „Bollywood“, sollte man wissen, dass sie sich dort nicht küssen dürfen, das ist tabu. Wenn Sexualität ins Spiel kommt, fangen sie, statt zu küssen, einfach an, zu tanzen, wie Bienen. Für jede Spielart der Sexualität gibt es angeblich einen eigenen Tanz.

Ich hatte von King Khan nie gehört. Ich meine, er sieht gut aus, aber auch nicht viel besser als Florian Silbereisen. Er sagt in Interviews, dass er Moslem sei und vier Frauen heiraten dürfe, leider habe er erst eine. Er habe die richtigen drei anderen einfach noch nicht gefunden. Auf der DVD hatte sich King Khan oben herum frei gemacht. Shah Rukh Khans Bauch hat das eindrucksvollste Sixpack, das ich je gesehen habe. Auf Shah Rukh Khan kann man Möhrchen raspeln. Da habe ich gemerkt, dass die Globalisierung auch bei den Schönheitsidealen zugeschlagen hat, früher haben die Inderinnen ein anderes Schönheitsideal gehabt. Je dicker ein Mann war, desto attraktiver war er. In Indien durfte man als Mann vor der Globalisierung jeden Tag Wurst essen. Ist der indische Wurstesser ein Globalisierungsopfer? Heute nimmt King Khan in Berlin an einer Podiumsdiskussion teil, die dies klären wird, zusammen mit Maria Schrader, das Thema heißt „Liebe International“.

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