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Kultur: Beruhigende Schlichtheit - Klare Linien und kühle Materialien kennzeichnen das Profil der Firma "MDF"

Die Möbellandschaft Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre war geprägt durch die Vorherrschaft der Postmoderne. Wuchernde, pompöse, manchmal fast barocke Einrichtungsgegenstände produzierten sich vor dem Auge des Betrachters.

Die Möbellandschaft Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre war geprägt durch die Vorherrschaft der Postmoderne. Wuchernde, pompöse, manchmal fast barocke Einrichtungsgegenstände produzierten sich vor dem Auge des Betrachters. Alles schrie nach Aufmerksamkeit und jedes Stück wollte, wenn nicht als Mittelpunkt der Welt, so doch als Mittelpunkt einer Wohnung oder eines Zimmers gelten. Betten und Fernsehschränke wurden zu Altären eines hedonistisch-genießerischen Lebensstil und es gab keine Kommode, die nicht als radschlagender Pfau und eitler Gockel daherkam.

Diese Art marktschreierischer Ästhetik scheint glücklich an uns vorübergegangen zu sein. Jetzt wird der Blick wieder frei für zurückhaltende Einrichtungsgegenstände, die neben ihrer beruhigenden Schlichtheit auch die Kombination mit akzentuierteren Möbeln ohne Dissonanzen vertragen. Die Mailänder Firma MDF ist nur ein Beispiel für diese zurückgewonnene Sachlichkeit: strenge, klare Linien, kühle Materialien wie Aluminium und Glas. Die Einfachheit des ästhetischen Konstruktionsprinzips zeichnen die Möbel von Bruno Fattorini aus. Dabei folgt man hier keinem neo-rationalen Zeitgeist, sondern einer Design-Philosophie, die Fattorini seit 19 Jahren verfolgt und nie verließ. Am Anfang stand sein "Bookcase", eine aus rechteckigen Modulen zusammengesetzte Regalwand, die immer noch im Programm ist.

Der damalige Clou und bis heute Markenzeichen von MDF sind die nach dem Garagentorprinzip nach oben wegklappbaren Glastüren. Stück für Stück wurden aus den Modulen dann andere Möbel zusammengesetzt - Kommoden, Sideboards genauso wie Schränke. Seit sechs Jahren auch in Deutschland, bekam die Kollektion einen neuen Schub durch die Entdeckung von anodiertem Aluminium für die Möbelbranche. "Wir waren mit De Padova die ersten, die mit Aluminium gearbeitet haben", sagt Dieter de Haas, der MDF in Deutschland vertritt. "Allerdings setzte De Padova Aluminium nur als Ornament ein, während wir tragende Teile aus diesem Material fertigen."

Eine Fabrik produziert inzwischen ausschließlich die unterschiedlichen Vierkantprofile, auf denen die Mailänder ihre verschiedenen Kollektionen aufbauen. Das unendlich filigrane Regalsystem "Minimum" mit den nur 1,25 mal 1,25 Zentimeter starken Aluminiumträgern genauso wie die breiteren Profile für das Alu-Bett und die langen und leicht wirkenden "Lim"-Tische. Hier wird mit einer Fertigungstoleranz von 0,3 Millimeter gearbeitet, soll die nur hauchdünne Tischplatte aus Wenge- oder Kirschholz, Aluminium oder Glas doch auch bei einer Tischlänge von mehr als zweieinhalb Metern nur jene wenigen Millimeter überstehen, die den strengen ästhetischen Eindruck komplettieren.

Der Name MDF führt in Deutschland immer wieder zu Verwirrungen. Er meint nicht etwa die "Mitteldichte Faserplatte", die man heute in jedem Baumarkt bekommen kann, sondern "Modern Design Furniture". Und der klassischen Moderne bleibt man hier ebenso verpflichtet wie modernen Materialien: Inzwischen beherrscht MDF die Aluminium-Produktion so perfekt, dass der Kunde die statisch notwendigen Aluprofile für Tisch und Bett sogar mit Echtholzfurnier aus Wenge oder Kirsch überzogen bekommen kann.

Im "dopo domani" (Berlin-Charlottenburg, Kantstraße 148) fand MDF denn auch einen Partner, der sich mit der Designphilosophie der Mailänder identifiziert. Hat man hier schon seit Jahren die sachlichen Möbel im Sortiment, folgt jetzt eine großangelegte Ausstellung, die die Unverwechselbarkeit von Fattorinis Handschrift unter Beweis stellt. Ob Beistelltische oder Sofas, Regale oder Sideboards, Kücheninseln oder Betten: Hohe Fertigungsqualität, überzeugender Materialeinsatz und vor allem ein immer gleiches und dadurch bald vertrautes Konstruktionsprinzip faszinieren durch die Stringenz einer konsequent durchgehaltenen Idee. Denn überzeugende Ideen halten sich bekanntlich länger jung, als an kurzfristigen Moden ausgerichtete Spielereien.

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