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Erster Auftritt beim Talentwettbewerb: James Corden als Paul Potts

© Concorde

Biopic: Der Traum von der ganz großen Oper

Paul Potts erster Auftritt wurde 120 Millionen Mal im Internet angeklickt. Karriere als Opernsänger hat er trotzdem nicht gemacht. Nun erzählt das Biopic „One Chance - Einmal im Leben“ vom Leben des Außenseiters.

Komik ist Tragik plus Zeit. Die berühmte Formel, nach der man mit zeitlichem Abstand auch über schlimme Dinge lachen kann, trifft bei Paul Potts gewiss zu. Kaum vorstellbar, dass er die Katastrophen seines Lebens – Mobbing in der Schule, Krankheiten, Unfälle – so beschwingt erlebt hat, wie „One Chance – Einmal im Leben“ sie erzählt. Allein der Name! Pol Pot, wie der kambodschanische Diktator?, fragt die Krankenschwester in der Notaufnahme den kleinen Paul, als er mit geplatztem Trommelfell eingeliefert wird.

Was dem dicklichen Jungen mit den schiefen Zähnen in der rauen Bergarbeiterstadt im Süden von Wales Halt gibt, ist die Musik. Weder die Enttäuschung seines Vaters noch die Ausgrenzung durch seine Altersgenossen bringen ihn davon ab: Paul sucht Zuflucht in der Welt der Opern Verdis und Puccinis, gewinnt einen Talentwettbewerb und investiert das Preisgeld in die Realisierung seines Traums: ein Opernstudium in Venedig, eine Meisterklasse bei Pavarotti. Doch vor den Augen seines Idols versagen ihm die Nerven.

James Corden spielt den ungelenken Außenseiter mit liebenswertem Enthusiasmus, und Regisseur David Frankel („Der Teufel trägt Prada“) sowie Drehbuchautor Justin Zackham tun gut daran, den Film mit Humor und schrägen Typen anzureichern. Alleine auf Spannung zu setzen, wäre kaum ratsam bei einer Story, deren Ausgang bekannt ist. Über 120 Millionen Mal wurde Paul Potts’ erster Auftritt bei „Britain's got Talent“ im Internet angeklickt: Was dabei begeisterte, war weniger Potts’ sängerisches Können als der Mut des Außenseiters, der es allen zeigt.

Dass Potts seinen Opernsängertraum nicht dauerhaft verwirklichen konnte, dass seine Plattenverkäufe rückläufig sind, weil die Castingmaschinerie ständig neue Gesichter braucht – von alldem ist in „One Chance“ keine Rede. Vielleicht gilt ja auch die Umkehrung: dass Komik plus Zeit Tragik ergibt und die besten Pointen vom Ernst des Lebens eingeholt werden können.

(in 8 Berliner Kinos, OV: Cinestar Sony-Center)

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