zum Hauptinhalt

Kultur: Blüten und Mythen

begibt sich ins Spiegelkabinett der Geschichte Die Schauspielerin Tilda Swinton ist immer für eine Überraschung gut. Bei ihrem kurzen Auftritt in Jim Jarmuschs „Broken Flowers“ (Kinostart nächste Woche) ist ihre blasse Schönheit so verändert, dass echte Fans erschrecken dürften.

begibt sich ins Spiegelkabinett der Geschichte Die Schauspielerin Tilda Swinton ist immer für eine Überraschung gut. Bei ihrem kurzen Auftritt in Jim Jarmuschs „Broken Flowers“ (Kinostart nächste Woche) ist ihre blasse Schönheit so verändert, dass echte Fans erschrecken dürften. Mehr Tilda gibt es derzeit im Arsenal, wo die geheimnisumwehte Schottin bis Mitte September mit einer Reihe geehrt wird. Selbstverständlich ist Sally Potters „Orlando“ (Sonntag und Mittwoch) dabei, in dem Swinton 1992 Virginia Woolfs Romanfigur durch wechselnde Geschlechter und Jahrhunderte eine so vielfältige wie unverwechselbare Identität verleiht. Zur Eröffnung läuft am Samstag Derek Jarmans opulent ausgestatteter „Caravaggio“ (1986), in dem sie die Ehefrau des exzentrischen Malers gibt.

Caravaggio ist auch der Film gewidmet, der am Mittwoch die zweite Staffel von „Delicatessen“ eröffnet, einem Verleih-Projekt, das in den Hackeschen Höfen unveröffentlichte Dokumentarfilme in digitaler Projektion vorstellt. Die Seele Neapels des niederländischen Dokumentaristen Vincent Monnikendam ist ein poetisches Stadtporträt, das um ein Altarbild des Renaissancemalers kreist und bei dem sich Monnikendam ähnlich wie Jarman an Caravaggios kontrastreichen Chiaroscuro-Effekten orientiert. Historische Spiegelungen auch bei einem anderen Stadtporträt, mit dem Marcel Ophüls 1969 das von der Mairevolte aufgewühlte gaullistische Frankreich polarisierte. Le chagrin et la pitié (Montag im Arsenal), eine komplexe Montage zu Kollaboration und Widerstand in der ostfranzösischen Kleinstadt Clairmont-Ferrand, rüttelte am Résistance-Mythos der Nation. Im französischen Kino war der vierstündige Film ein riesiger Erfolg, das staatliche Fernsehen strahlte ihn jedoch über eine Dekade lang nicht aus. 36 Filmjahre und unzählige Kriege später ist der Film so aktuell wie je. Nur die geduldige Ausführlichkeit und Offenherzigkeit der Interviewten ist rar geworden im Montagefeuer heutiger Produktionen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false