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Kultur: Brennend heißer Wüstensand

hasst knirschende Tanzschuhe Was diesem so genannten Sommer an Sonne fehlt, hat er zuviel an Sand. Durch immer neue Strandbars versandet Berlin, Outdoor- Aktivitäten haben wieder Hochkonjunktur.

hasst knirschende Tanzschuhe Was diesem so genannten Sommer an Sonne fehlt, hat er zuviel an Sand. Durch immer neue Strandbars versandet Berlin, Outdoor- Aktivitäten haben wieder Hochkonjunktur. Der zivilisierte Mensch kann sich darüber nur wundern. Wem haben wir die rieselnde Event-Plage zu verdanken? Woodstock und die Hippies verantwortlich zu machen, liegt nahe. Möglich auch, dass Rousseau mit seinem „Zurück zur Natur“ Schuld hat. Aber auch die alten Griechen mir ihren Amphitheatern stehen unter Verdacht.

Fest steht, dass heutige Großstädter meinen, sich besonders sportlich zu zeigen, wenn sie mit Regenschirm und Daunenjacke, Wolldecke und Thermoskanne beim Konzert auftauchen. Rock und Pop passen aber nun mal nicht in die offene Luft: Die Musik verliert sich, die Töne wehen davon. Wind, Sonne, Regen und andere Outdoor-Vorkommnisse erschweren die Konzentration auf das Wesentliche. Soll Atmosphäre sich ausweiten, so braucht es nämlich gerade die Dichte und Enge geschlossener Räume. Anders verhält es sich allenfalls beim Tanzen. Da ist frische Luft angenehm und der Sternenhimmel das schönste Dach. Wer (neben den traditionellen Heimatklängen) ein gemäßigtes, urbanes Open-Air-Erlebnis braucht, der sollte sich am Samstag zum letzten WMF-Sommerlager bei Reinhard Voigt (Kompakt) und den DJs M.I.A. und Chloé einfinden (Littenstraße 109, 23 Uhr). Der Innenhof ist gepflastert, Visuals und Sounds enden an der Brandmauer wie es sich gehört. Und am nächsten Morgen muss man nicht Eimer mit ortsfremdem Sand aus den Schuhen schaufeln.

Christiane Rösinger

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