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Kultur: Brillant am Rand

Pop & Politik: Zum Tod des Autors Martin Büsser

Wer in den späten achtziger und frühen neunziger Jahren mit Spielarten der Popmusik sozialisiert wurde, die in die Kategorien Punk und Hardcore fielen, stieß unweigerlich auf Martin Büsser. Als Mitarbeiter des Fanzines „Zap“ verfasste Büsser Texte, die nicht nur allein die Musik beschrieben, sondern diese auch immer in kulturelle Zusammenhänge zu bringen vermochten. Rebellion, Dissidenz und Politik waren für Büsser keine Schlagworte, sondern notwendiger Bestandteil von Punk und Hardcore. Wenn es hier dann nicht einmal mehr zu symbolischen Gesten langte, stieß ihm das bei aller Sympathie und Leidenschaft ungut auf.

Bloß nicht „den blöden Videoclips von bunt tätowierten Blökern noch den Pfadfindern nationaler Identität das letzte Wort überlassen“, war eins der Credos in Büssers Texten und Büchern. Aus diesem Geist heraus gründete er 1996 die tapfer Pop und (linke) Politik zusammendenkende Zeitschrift „testcard“ und später den Ventil Verlag. Büsser resignierte angesichts der Totalpopularisierung von Kultur und Gesellschaft nie. Von Postrock bis zu Antifolk gab es für ihn an den Rändern genug zu entdecken, zuletzt vor allem als Autor für das Musikmagazin „Intro“. Zumal er die Genres auch zu wechseln verstand: als Zeichner („Der Junge von nebenan“) und Musiker der Band Pechsaftha. Am Freitag ist Martin Büsser nach kurzer, schwerer Krebserkrankung im Alter von nur 42 Jahren verstorben. gbar

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