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SPIEL Sachen: Markenware aus Österreich

Der Theaterdiscounter war schon immer gut darin, hehre Kunstansprüche marktwirksam zu erden. Christine Wahl über ein Theater im Verkaufsrausch.

Bei seiner Gründung 2003 versprach das Team um Regisseur Georg Scharegg: „Neue Autoren, frische Schauspieler, unverbrauchte Regisseure: Noch nie waren echte Menschen so preiswert!“ Mangelnder Erfolg war es nicht, der die Bühne zwischenzeitlich etwas aus dem öffentlichen Bewusstsein schwinden ließ. Sondern ein Vermieter, der mit der Mitte-Immobilie in Monbijoupark-Nähe, in der das Theater heimisch war, plötzlich andere Pläne hatte. Nach Intermezzi in befreundeten Häusern wie dem Ballhaus Ost oder den Sophiensälen hat der Theaterdiscounter jetzt in der Klosterstraße 44, gegenüber vom Podewil, ein neues Domizil gefunden. Und weil sich die Zeiten – und mit ihnen die Märkte – eben ändern, wollen Scharegg und Co. den Orts- auch mit einem inhaltlichen Kurswechsel kombinieren.

Statt der exklusiven „Uraufführungen zum Schnäppchenpreis“ werden ab sofort im Theaterdiscounter auch bekannte Stoffe zu sehen sein – selbstredend in zeitgenössischem Outfit und das eigene Medium immer mitreflektierender Manier, sagt Scharegg. Die Auftaktpremiere am neuen Ort – Ödön von Horváths Geschichten aus dem Wiener Wald am heutigen Freitag (sowie am 17. und vom 21. bis 23.5., je 20 Uhr) soll natürlich programmatischen Charakter haben. Scharegg inszeniert das gnadenlose „Volksstück“ aus dem Jahr 1931, in dem es unter dem gemütlich-wienerischen Deckmäntelchen um sozial kalkulierte Hochzeiten, Abstiege und überhaupt die nackte (wirtschaftliche) Existenz geht, gleichsam als Verkaufsveranstaltung österreichischer Markenware: „Jeder ist gezwungen, sich zu verkaufen“, sagt der Regisseur und rekurriert auf die Wirtschaftskrise. Als Horváth das Stück schrieb, lag die Inflation von 1929 erst kurze Zeit zurück.

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