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Theatertreffen: Pro Schlinge

Das Theatertreffen 2009 kündigt sich an mit Aplomb. Christoph Schlingensief äußert seinen Unmut über die FDP und Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Ob es vielleicht Schwierigkeiten bei der Aufzeichnung von Schlingensiefs „Kirche der Angst“ gebe, fragt Iris Laufenberg bei der Pressekonferenz Wolfgang Bergmann, den Leiter des Theaterkanals. Der winkt ab. Ach wo, das ZDF habe Erfahrung beim Übertragen von Gottesdiensten. Obendrein sind die Fernsehleute auch so rücksichtsvoll und theatersensibel, dass sie bei den Voraufführungen aufzeichnen und nicht bei der Premiere am 1. Mai, wenn Christoph Schlingensiefs Requiem von der Ruhr-Triennale das Theatertreffen 2009 eröffnet.

Der Aufbau des Schlingensief’schen „Animatographen“ mit seinem Riesenensemble ist außergewöhnlich aufwendig, kompliziert und teuer; Sponsoren haben den Schwertransport aus Duisburg möglich gemacht. Die Festspiele verbreiten rundum gute Laune. Intendant Joachim Sartorius freut sich über die Kastanien, die genau wissen, wann sie zu blühen haben. Und ein großartig aufgelegter Christoph Schlingensief macht diesen Pressetermin zum Erlebnis. Am 2. Mai diskutiert er mit Außenminister Frank-Walter Steinmeier, der Publizistin Carolin Emcke und dem Regisseur Volker Lösch (er schließt mit seinem Hamburger „Marat“ das Treffen ab) über „Politik und Privatheit“. Schlingensief findet Steinmeier „knuffig“, er nimmt dem SPD-Kanzlerkandidaten das Interesse an Kultur ab, während Kanzlerin Merkel keine Ahnung von Richard Wagner habe und überhaupt mit Künstlern so gar nichts anfangen könne. Am schlimmsten aber, so Schlingensief, sei die FDP. Die müsse verhindert werden, „die Neoliberalen haben uns die Krise eingebrockt“. Und noch ein Volltreffer: „Wenn wir so weitermachen, ist die Kultur in zehn Jahren tot.“

Da kann man nur sagen: Wenn das Theatertreffen diese Spannung, diese Klarheit und Vorfreude hält, dann wird es ein starkes Jahr. (R.S.)

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