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Kultur: "Caveman": Von Jägern & Sammlerinnen. Kristian Bader und Esther Schweins in der Berliner Arena

Am Ende lässt sie ihn dann doch wieder in die gemeinsame Wohnung. Es wäre ihr auch nichts anderes übrig geblieben - das Premierenpublikum in der Treptower Arena war längst auf seiner Seite.

Am Ende lässt sie ihn dann doch wieder in die gemeinsame Wohnung. Es wäre ihr auch nichts anderes übrig geblieben - das Premierenpublikum in der Treptower Arena war längst auf seiner Seite. Zwei Stunden lang hatte sich Kristian Bader alle Mühe gegeben, nachzuweisen, dass Männer doch keine Scheißkerle sind. Sondern einfach nur anders. Schon rein biologisch. Weshalb keine Frau das Recht hat, ihren Göttergatten samt Gepäck auf die Straße zu setzen, nur weil der mal wieder den Neandertaler raushängen lässt. Der Jäger-Instinkt liegt halt in seinen Genen. So wie der Sammler-Trieb in ihren. Er will nur in Ruhe seine Beute fixieren und erlegen - sie aber giert ununterbrochen danach, Informationen anzuhäufen, Details zusammenzuklauben. Da bleibt die Schnittmenge der Interessen notwendigerweise begrenzt. Weil Heike aber leider in diesem Punkt entsetzlich begriffstutzig ist, sitzt Tom nun auf dem Trottoir und verteilt seine Weisheiten großzügig an die Passanten - sprich: das Publikum.

"Caveman" heißt der Mega-Monolog, den Rob Becker einem besonders eloquenten Vertreter des starken Geschlechts in den Mund gelegt hat und der nichts anderes ist als eine One-Man-Quassel-Show, in der so ziemlich alle Themen behandelt werden, mit den Frauenzeitschriften ihre Auflage machen. Jetzt hat die Arena den Broadway-Hit passgenau ins Sommerloch platziert. Und mit einem klingenden Namen garniert: Die Ankündigung, Esther Schweins werde hier ihr Debüt als Regisseurin geben, sorgte im Vorfeld für den nötigen Medien-Hype. Vor Ort übernimmt allerdings Kristian Bader den Part des Publikumsmagneten. Der Schauspieler hat sich die Tirade des Höhlenmanns auf den Leib übersetzt. Mit einem schier unerschöpflichen Repertoire an Comic-Grimassen spielt er sich selber an die Wand, turnt auf dem professionell gezimmerten Gerüst der amerikanischen Stückvorlage geschickt durch die Geschlechterkampfrealität. Das hat Tempo, das hat Witz, die Pointen sitzen, und aufgeklärten Zeitgenossen stehen die Nackenhaare zu Berge bei soviel Küchenphilosophie. Mag "Caveman" auch wenig mit ernsthaftem Theater zu tun haben, so liebevoll gestrickte Comedy sucht man auf den Dauer-Kalauer-Sendestrecken der Privatsender meist vergeblich. Und einen wie Kristian Bader auch: Eine Sabbelbacke, die es so ehrlich mit sich selber meint, kann man einfach nicht vor der Tür versauern lassen.

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