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Checkpoint Charlie: Flierl eröffnet Galeriewand

Berlins Kultursenator Thomas Flierl hat am ehemaligen Ost-West-Grenzübergang Checkpoint Charlie eine Galeriewand zur Erinnerung an die deutsche Teilung eröffnet. Dabei gab es Prosteste von Opferverbänden und der Jungen Union.

Berlin - Auf rund 300 Metern wird anhand von 175 Fotos und Texten in deutscher und englischer Sprache vor allem die internationale Bedeutung des Ortes während des Kalten Krieges dokumentiert. Die Ausstellung, die ursprünglich bereits vor der Fußball-Weltmeisterschaft fertig gestellt werden sollte, ist Teil eines Gesamtkonzepts des rot-roten Senats zum Mauer-Gedenken.

Die Schau dokumentiere vor allem die "weltpolitischen Bezüge des Ortes", sagte Flierl, der extra seinen Urlaub unterbrochen hatte. Er verwies darauf, dass sich dort nach dem Mauerbau 1961 sowjetische und amerikanische Panzer gegenüberstanden. "Hier wurde Weltgeschichte geschrieben", betonte Flierl. Die Erinnerung an die Mauertoten bleibe dagegen der Mauergedenkstätte an der Bernauer Straße vorbehalten, die laut Konzept weiter ausgebaut werden soll.

Flierl: Neue Ausstellung ist "notwendige Ergänzung"

Flierl erinnerte daran, dass 15 Jahre vergangen seien, bis Berlin ein Gedenkstättenkonzept vorgelegt habe. Nachdrücklich wies er Vorwürfe der CDU und von Opferverbänden zurück, die ihm persönlich und dem ganzen Senat "Verharmlosung und Geschichtsklitterung" vorwerfen. Die neue Ausstellung relativiere nicht die Verantwortung der SED für das Mauerregime und die Verletzung der Menschenrechte. Sie sei eine "notwendige Ergänzung" zur Arbeit des benachbarten privaten Mauermuseums, das die menschlichen Einzelschicksale in den Vordergrund stelle. Flierl dankte ausdrücklich den Opferverbänden, die sich in die Erarbeitung der Schau "konstruktiv eingebracht" hätten.

Die Ausstellung spannt den Bogen vom Mauerbau bis zur Wiedervereinigung Deutschlands. In Wort und Bild werden die Konfrontation von Sowjets und Amerikanern, Proteste gegen das Grenzregime, die so genannte Kuba-Krise, Volksaufstände in den Ostblockstaaten und Fluchten von Menschen beleuchtet. Außerdem sind nach Angaben des Senators die 125 "wissenschaftlich belegten" Mauertoten dokumentiert.

Opferverbände hätten Mauerkreuze bevorzugt

"Wir haben Neuland betreten, indem wir eine zeitgeschichtliche Ausstellung mitten in der Stadt zeigen", sagte Flierl. Er wünsche sich, dass das Angebot von der Bevölkerung trotz der anhaltenden kontroversen Auseinandersetzung um das Gedenken angenommen werde. Auch der stellvertretende US-Kulturattaché Roy S. Weatherston brachte die Hoffnung zum Ausdruck, dass viele Menschen aus aller Welt die Schau besuchten, um Verständnis für die Leiden der Menschen zu finden und dafür zu sorgen, "dass sich so etwas nie wiederholen wird".

Vertreter der CDU-Nachwuchsorganisation Junge Union und von Opferverbänden demonstrierten gegen die Präsentation. Die privat errichteten Mauerkreuze, die 2005 auf Veranlassung einer Bank als Verwalterin der Brachflächen abgerissen worden waren, wären dem Platz aus ihrer Sicht gerechter geworden als "nüchterne Tafeln".

Flierl bedauerte, dass sich "manche einem möglichen geschichtspolitischen Konsens verweigern". Zugleich räumte er ein, dass mit den Mauerkreuzen ein "wichtiger Anstoß für die Diskussion um das Gedenken in Berlin" gegeben worden sei. Die Ausstellung soll bestehen bleiben, bis auf den Grundstücken in Zusammenarbeit mit künftigen Investoren ein ständiger Erinnerungsort errichtet werden kann. Wann das sein wird, ist derzeit völlig offen. (Christina Schultze, ddp)

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