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Chris Eckman.

© Glitterhouse

Chris Eckman live: Luftspiegelungen

Berauschend: Das Konzert des amerikanischen Songwriters Chris Eckman im Berliner Comet Club.

Es ist heiß im Comet Club. Das passe gut zu den Songs, sagt Chris Eckman. Der amerikanische Songwriter sitzt im kurzärmligen schwarzen Hemd auf einem Stuhl, spielt Tock-Tock-Tock-Stakkato auf den tiefen Saiten seiner Akustikgitarre und singt mit dunklem Bariton von knochentrockenen Landschaften. „Rainmaker“ und „Horizon Fade“ – Songs von „Travels In The Dustland“, dem fabelhaften letzten Album seiner ehemaligen Band The Walkabouts. Eckman, der seit Jahren in der slowenischen Hauptstadt Ljubljana lebt, hat ein Faible für weite Horizonte, karge Gegenden, raues Land. Und die Menschen, die versuchen damit zurechtzukommen. Sowie für direkte und starke Poesie.

Zu ruhigem Fingerpicking singt er mit tiefer, leicht angeschabter Samtstimme: „You will pay for everything / Your birth has the highest price / A flock of mockingbirds will hunt you / Relentlessly / Through this life“. Zeilen des slowenischen Dichters Dane Zajc, zu dessen Gedichten Eckman 2008 für ein ganzes Album treffliche Melodien gefunden hatte. Ebenso kongenial, wie ihn jetzt auf der Bühne Žiga Golob am Kontrabass und sein ehemaliger Walkabouts- Mitstreiter Paul Austin mit einer glänzend roten Telecaster begleiten. Auf dem Weg durch klanggewordene flirrende Hitze und halluzinatorische Luftspiegelungen, bei denen man kurz Van Morrisons „Astral Weeks“ assoziiert. Oder Neil Youngs rustikal akustische Gitarrenakkorde in melancholischem Moll. Durch sparsam schöne Soundlandschaften, staubige Städte, mit dengeligen Melodien, einer mit Filz geklöppelten tiefen Kontrabasssaite zu langsamem Tele-Twang oder gläsernem Klirren.

Durch die hypnotischen Songs von Eckmans jüngstem Album „Harney County“, einem weiteren Zyklus über weite Steppen, Berge, endlos sumpfige Ebenen. Sowie Menschen und deren Schicksale, die angesichts dieser übermächtigen Landschaft im südöstlichen Oregon fast zur Bedeutungslosigkeit schrumpfen. Eckmans Ehefrau Anda trägt mit ihrer schönen ernsten Stimme hintergründige Stimmungsfarben bei. Und wenn jemand glaubte, das seien jetzt besonders lange und langsame Songs gewesen, sagt Eckman zur Zugabe, dann spielten sie jetzt mal wirklich einen langen langsamen Song: „Rock Springs“ ist eine hypnotisch Geschichte über eine lange Fahrt in einem gestohlenen Auto. Und dann noch Dylans „You’re a Big Girl Now“ als Krönung eines berauschenden Konzerts.

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