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Kultur: City Lights: Blaxploitation-Filme

Blaxploitation ist kein schönes Wort, und wenn man es auseinander nimmt, wird es noch hässlicher. Frei übersetzt, heißt es "Ausbeutung von Schwarzen".

Blaxploitation ist kein schönes Wort, und wenn man es auseinander nimmt, wird es noch hässlicher. Frei übersetzt, heißt es "Ausbeutung von Schwarzen". Die Blaxploitation-Filme der siebziger Jahre sind nicht gedreht worden, um gute Kritiken oder gar Oscars zu bekommen - sie sollten den mittlerweile als Zielgruppe ernst genommenen schwarzen Amerikanern das Geld aus der Tasche ziehen. Vom Erfolg des Thrillers "Shaft" (1971) angespornt, entstanden billig produzierte, krude Actionfilme mit Sexeinlagen, in denen schwarze Helden weiße Schurken außer Gefecht setzten. Hier gab es keinen Appell an Toleranz, hier wurde Gleiches mit Gleichem vergolten - Auge um Auge, Zahn um Zahn. Sogar schwarze Aktivisten standen dem Genre skeptisch gegenüber. Heute verblüffen diese Filme wegen ihrer Ehrlichkeit. Die begründeten Hassgefühle der schwarzen US-Bevölkerung fanden ein Ventil. Und hatten Heldinnen: eindrucksvolle, schlagkräftige Frauenfiguren wie Cleopatra Jones, Coffy und Foxy Brown.

Das Central zeigt am Montag im Rahmen seines FatalFilmFests Foxy Brown (1974), dessen Hauptdarstellerin Pam Grier mit Quentin Tarantinos "Jackie Brown" auch bei uns bekannt geworden ist. Da war sie nur noch ein Schatten ihrer selbst. Als Foxy Brown trug sie Afrolook, eine Frisur, die damals als Protest gegen das weiße Schönheitsideal kultiviert wurde. Auch im Kampf gegen Drogenbosse kennt Karate-Foxy keine Pardon. Schade eigentlich, dass in Europa Trashfilme nie für politische Botschaften genutzt wurden. Es hätte sicher vielen geholfen - den Minderheiten wie dem Kino.

Während die schwarze Bürgerrechtsbewegung kaum Berührungsängste gegenüber der Kolportage kannte, gab es sie in der Frauenbewegung schon eher. Eine Ausnahme: Stephanie Rothman, Jahrgang 1936, die nach dem Soziologiestudium als einzige Frau Mitglied der "Roger Corman Factory" wurde, aus der Scorsese und Jonathan Demme hervorgegangen sind. Als ihr Hauptwerk gilt The Student Nurses (1970), die Geschichte von vier Medizinstudentinnen, deren Ziel ein Diplom ist und nicht der Traualtar. Welch Kontrast zum unsäglichen "Krankenschwesternreport"! Die Studentinnen haben zwar viel Sex, aber sie lassen sich nicht benutzen. Höhepunkt des Films ist eine drastische Abtreibungsszene. Das Central zeigt das Werk am Freitag; gleich danach folgt ihr Velvet Vampire (1971) über eine bisexuelle ménage à trois. Kultverdächtig! Nur: Der feministischen Filmkritik waren ihre Filme zu trashig, den Trash-Fans nicht plump genug.

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