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CITY Lights: Gezählte Tage

Zwölf Filme hat Elio Petri zwischen 1961 bis 1979 gedreht. Das an das Leben seines Vaters angelehnte Drama I giorni contati (heute im Arsenal) hatte 1962 beim Filmfestival von Mar del Plata sogar Truffauts „Jules und Jim“ ausgestochen.

Zwölf Filme hat Elio Petri zwischen 1961 bis 1979 gedreht. Das an das Leben seines Vaters angelehnte Drama I giorni contati (heute im Arsenal) hatte 1962 beim Filmfestival von Mar del Plata sogar Truffauts „Jules und Jim“ ausgestochen. Heute ist der 1929 als italienischer Arbeitersohn geborene und 1982 gestorbene kämpferische Regisseur anders als etwa sein Zeitgenosse Pier Paolo Pasolini weitgehend vergessen; vielleicht auch, weil sein schillerndes Werk nie einer Schule zuzuordnen war und jeder Film ein eigenes Universum bildet. Im April ist eine DVD-Box mit ausgewählten Filmen erschienen, und derzeit bestreitet das Arsenal, gemeinsam mit dem Italienischen Kulturinstitut, eine Retrospektive. Eine Annäherung in Leben und Werk Petris bietet, ebenfalls heute zu sehen, ein 2005 gedrehter Interview-Porträtfilm, in dem unter anderem Gillo Pontecorvo und Ennio Morricone an den so einflussreichen wie widerborstigen Intellektuellen erinnern. Beim 1971 fertiggestellten La classe operaia va in Paradiso (Freitag, Einführung von Bert Rebhandl) waren die Spannungen auch im Team so groß, dass sich Hauptdarsteller Gian Maria Volonté und Schauspieler Ugo Pirro wüste Schlägereien auf dem Set lieferten. Gedreht wurde die furiose Tragikomödie aus dem Akkord-Schwerarbeiter-Milieu zwischen Metall-Werkbänken in einer besetzten Fabrik bei Novara.

Anlass der Retro ist die Veröffentlichung von Petris gesammelten „Writings on Cinema & Life“ (Contra Mundum Press). Der auch zu Unrecht vergessenen Berliner No-Budget-Regisseurin Dagmar Beiersdorf ist ebenfalls ein neues Buch gewidmet, das das Drehbuch eines ersten nie produzierten Spielfilms enthält. Herausgeber von „Dirty Daughters und andere Frauen“ ist der Filmjournalist Jan Gympel, in dessen Reihe Berlin-Film-Katalog der Band am Montag im Brotfabrik-Kino vorgestellt wird. Kino gibt es dabei selbstverständlich auch: Der sexte Sinn (1985, in Koregie mit Lothar Lambert) erzählt im typisch trashigen Laienspiel-Stil der allerersten „Berliner Schule“ von den Liebesleiden eines Muttersöhnchens. Die Zusammenarbeit der beiden wohl zu eigensinnigen Filmemacher übrigens fand keine Fortsetzung, befreundet blieben sie dennoch. Und da die Regisseurin sich ganz aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hat und nur noch der Malerei widmet, wird sie nun auch am Montag – der Film läuft noch bis Sonnabend – von Freund Lothar vertreten.

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