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CITY Lights: Willkommen, Mr. Greene!

Die Affäre um Edward Snowden wird immer wieder mit einem Thriller verglichen. Verwicklungen um Spione und Geheimorganisationen sind seit Anbeginn der Filmgeschichte ein beliebter Stoff – auch im komödiantischen Feld.

Die Affäre um Edward Snowden wird immer wieder mit einem Thriller verglichen. Verwicklungen um Spione und Geheimorganisationen sind seit Anbeginn der Filmgeschichte ein beliebter Stoff – auch im komödiantischen Feld. Brillantes Beispiel: Hal Ashbys Being there (Willkommen Mr. Chance, Montag im Freiluftkino Mitte, OmU) malt das Versagen innerstaatlicher Aufklärung als parodistischen Hintergrund einer durchgeknallten Aufstiegsgeschichte aus. Die Dummheit derer ganz oben ist es, die Peter Sellers als unbedarften Gärtner ins Umfeld des US-Präsidenten hievt. Dass die Dienste davon nichts mitkriegen, ist im paranoiden Berufsbild mitprogrammiert: Die Männer und Frauen von CIA und FBI (die NSA kam noch nicht vor) können nicht anders, als das banale Fehlen einschlägiger Files zur gesellschaftlich unbeleckten Person als feindlichen CounterStrike fehlzudeuten.

Wie „Being there“ endet auch Carol Reeds Der dritte Mann mit einem Begräbnis. Zu seiner Londoner Premiere 1949 wurde der Film laut Angaben von Max Honert im DVD-Booklet als „Geschichte um den britischen Geheimdienst“ beworben. Das sollte wohl Neugier schüren, trifft den Plot um eine bedrängte Männerfreundschaft aber kaum. Doch ein paar Jahre lang war Autor Graham Greene selbst britischer Spion, später wurde der Castro-Freund Jahrzehnte von US-Diensten überwacht. Orson Welles’ Harry Lime ist heute fast zur Ikone erstarrt. Bleibt der große Joseph Cotten als versoffener Autor von Büchern mit Titeln wie „Death at Double-X Ranch“. Und in der Originalfassung (mit weanerischen Einsprengseln und deutschen Untertiteln) ein herrliches Sprach- und Akzent-Kauderwelsch im Viermächte-besetzten Nachkriegswien.

Das Lichtblick-Kino zeigt den Film Sonnabend und Mittwoch in einer Reihe zum Film Noir, auch wenn er für das Genre sicher nicht typisch ist. Jenseits solcher Zuordnungen, doch mit vielen amüsanten Genre-Anspielungen arbeitet der Filmemacher Bernhard Marsch, der sich am Mittwoch unter dem Titel Wovor uns unsere Eltern immer gewarnt haben! mit einem bunten Strauß selbst gemachter Kurzfilme im Moviemento vorstellt. Marsch arbeitet in Köln als Teil einer Gruppe dortiger Filmenthusiasten und hat seit seinen cineastischen Anfängen 1986 eine ganz eigene impressionistische Filmsprache gefunden. In „8 Essen III“ (1996) bequatschen ein halbes Dutzend Studenten in einer Kölner Mensa nationale Unterschiede im Anmachen von Frauen. Endlich mal wieder echte Männer in dieser Kolumne, könnten Sie meinen, schließlich waren hier zuletzt die Weiber ziemlich dominant. Doch die Hoffnung trügt: Am Ende von Marschs Film kommt die Köchin aus der Kantine und schmeißt die Jungs einfach raus.

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