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Kultur: Clint Eastwood - der Charismatiker

Als wortkarger Westernheld und «Dirty Harry» in Polizeiuniform wurde Clint Eastwood berühmt, doch seine mittlerweile vier Oscars sammelte Hollywoods Multi-Talent hinter der Kamera.

Hollywood (28.02.2005, 08:43 Uhr) - Mit dem Box-Drama «Million Dollar Baby» holte sich der 74-jährige Filmemacher, Darsteller, Produzent und Komponist in der Nacht zum Montag die Oscars Nummer drei und vier für Regie und den besten Film des Jahres - zwölf Jahre nach der gleichen Auszeichnung für seinen Western «Erbarmungslos».

Damit boxte sich Eastwood bei der 77. Academy-Gala in einem spannenden Duell gegen «Aviator»-Regisseur Martin Scorsese durch, der auch mit der siebten Nominierung seiner langen Laufbahn wieder gescheitert ist. «Scorsese hätte für "Wie ein wilder Stier" gewinnen sollen», tröstete Eastwood seinen Kollegen in weiser Voraussicht schon vor der Nacht der Stars.

Mit einem in Hollywood kleinen Budget von 30 Millionen Dollar schickte er Hilary Swank als Profiboxerin in den Ring und holte sich für seinen Auftritt als Boxtrainer selbst eine weitere Nominierung als bester Schauspieler. Als Zugabe komponierte der Jazz-Fan Eastwood auch die Musik für den Film.

Neben dem Lob der Kritiker, einem Golden Globe und dem Top-Preis des US-Regisseurverbandes musste Eastwood vor seinem Oscar-Triumph aber auch Vorwürfe konservativer Gruppen einstecken, die sein vor allem am Ende an die Nieren gehendes Werk «Million Dollar Baby» als Propaganda für Sterbehilfe verstehen. Ihm sei der politische Aspekt bei den Dreharbeiten nicht mal in den Sinn gekommen, so amüsierte sich der Filmemacher laut «New York Times» über die hitzige Debatte.

Reinreden lässt sich sich der charismatische Meister ungern, kommerzieller Erfolg interessiert ihn kaum noch, und die großen Studios geben ihm freie Hand. Nach unzähligen Auftritten als Revolverheld gab er 1971 mit «Sadistico» sein Regiedebüt. Sein großes Faible für Jazz und Blues setzte er mit dem Musikfilm «Bird» um. In «Die Brücken am Fluß» überzeugte er auch als sensibler Liebhaber. Im letzten Jahr holte sein düsteres Mord-Drama «Mystic River» sechs Nominierungen und brachte Sean Penn den lang verdienten Schauspiel- Oscar.

Trotz seines Arbeitseifers hat sich Eastwood schon früh von Hollywood abgesetzt. Der vierfache Vater - die jüngste Tochter ist acht - lebt in dem ruhigen Küstenort Carmel, wo er in den 80er Jahren auch als Bürgermeister regierte. (tso) ()

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