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Wie aus Agatha Mary Clarissa Miller Agatha Christie wurde: Eine Szene aus dem besprochenen Buch.

© Egmont

Agatha Christie als Comicfigur: Ein Leben wie ein Roman

„Du öffnest Gräber, ich liebe Leichen“: Ein Comic arbeitet die Biografie der erfolgreichsten Krimiautorin der Welt so originell wie unterhaltsam auf.

Es gibt Schriftsteller, bei denen das Leben mindestens so spannend ist wie die Romane, die sie schreiben. Agatha Christie, mit vier Milliarden verkauften Büchern erfolgreichste Krimiautorin der Welt, gehört dazu. Zwar trägt der biografische Comic, den die Franzosen Anne Martinetti, Guillaume Lebeau und Alexandre Franc jetzt über sie veröffentlicht haben, den Titel „Das Leben ist kein Roman“, und einmal sagt die Heldin seufzend: „Wir schreiben unser Schicksal nicht selbst. Es kommt über einen.“ Die Wahrheit ist aber, dass Christie mindestens die Ko-Autorin ihres Schicksals war.

Ihren größten Kriminalfall hat sie selbst inszeniert, es war das eigene Verschwinden. Ende 1926 mietete sich Christie, die gerade ihre Mutter verloren hatte und von ihrem Ehemann betrogen worden war, in einem Kurhotel ein, ließ ihr Auto an einem See stehen und fuhr mit dem Zug zurück nach London. Elf Tage lang war sie nicht auffindbar, die Zeitungen berichteten auf der Titelseite, später wurde die Affäre verfilmt.

Menschliche Emotionen sind in Christies Krimis die Antriebskräfte des Verbrechens, hier ist offensichtlich, um welche Emotion es ging: Eifersucht. Agatha wollte sich für die Untreue ihres Gatten Archie rächen.

„Du handelst wie eine deiner Figuren“

Der Comic, der mit der Suche einsetzt, zeigt, wie Archie im Polizeipräsidium verhört wird, von einer Schreibtischlampe ausgeleuchtet wie in einem Film Noir. Agatha Christie hegt Selbstmordgedanken und begegnet ihrer bekanntesten Kreatur, die sie durch den ganzen Band begleiten wird: Hercule Poirot, der überaus eitle belgische Privatdetektiv. Treffend mit Pinocchio-Nase, Halbglatze und Kaiserbärtchen dargestellt, sagt er tadelnd zu seiner Schöpferin: „Du handelst wie eine deiner Figuren.“ Sie entgegnet: „Sie existieren doch nur in meinen Büchern.“

Parallelen zwischen Leben und Werk: Das Buchcover.
Parallelen zwischen Leben und Werk: Das Buchcover.

© Egmnt

So wechselt der Band immer wieder ironisch auf eine Metaebene, während er sich ansonsten müht, Parallelen zwischen Leben und Werk herauszustellen. Das Vorbild für Poirot ist ein belgischer Flüchtling, den Christie 1915 in der Straßenbahn entdeckt. Als Krankenschwester in einem Kriegshospital hantiert sie mit Arzneien, die sie später in Giftmordplots verwenden wird. Bei Ausgrabungen in Syrien und dem Irak mit ihrem zweiten Mann, dem Archäologen Max Mallowan, entstehen die Ideen zu Romanen wie „Mord in Mesopotamien“. Jeder Krimi ist eine Grabung, lautet die These der so originellen wie unterhaltsamen Biografie. „Du öffnest Gräber, und ich liebe Leichen“, sagt Christie ihrem Gatten. Um sie herum tobt ein Wüstensturm.

Anne Martinetti, Guillaume Lebeau, Alexandre Franc: Agatha Christie - Das Leben ist kein Roman, Egmont, 128 Seiten, 19,99 Euro, Leseprobe auf der Website des Verlages.

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