
"Casino Royale" als Comic: Also sprach James Bond
Ian Flemings erster Spionageroman erscheint nun als Comic. Und steht der Vorlage in nichts nach.
Manchmal erweisen sich selbst ambitionierteste Ziele als noch zu bescheiden. 1952 setzte sich Ian Fleming an den Schreibtisch, um nicht weniger als „die ultimative Spionagegeschichte“ zu schreiben. Geschaffen hat er einen Mythos, der bis heute nichts von seiner grausamen Faszination eingebüßt hat, wie die jetzt nach mehreren neuen Comic-Abenteuern bei Splitter erschienene Adaption des ersten James Bond Romans „Casino Royale“ nochmal deutlich macht.
Der menschliche Makel
Flemings harsche Prosa, die DC-Autor Van Jensen (Flash, Green Lantern) in seinem Comic-Skript oftmals eins zu eins übernimmt, zeigt Bond als zynisch, (selbst)zerstörerisch, berechnend, frauenfeindlich. Ein verwundetes Raubtier, gewiss. Allerdings eines, das sich nicht nur seiner Macht, sondern auch seiner zutiefst menschlichen Makelhaftigkeit bewusst ist. Und dass in einer bewundernswert unverstellten Klarheit. Sich wirklich zu erkennen und sich nicht zu verdammen, in dem Gedanken liegt auch Trost.
Eine Welt in Rauch und Schatten
Dennis Calero fängt diese Reise ins Herz der Finsternis in seinen Zeichnungen gekonnt ein. Der französische Badeort Royale-les-Eaux, in dem Bond den Agenten Le Chiffre beim Baccarat ruiniert, entwirft er als eine Welt in Zigarettenrauch und Schatten, die Kontraste so hart wie die Seelen der Menschen, die sie bevölkern.

Van Jensen, Dennis Calero: “Casino Royale”, Splitter, 178 Seiten, 24,80 Euro