zum Hauptinhalt

Ausstellung: Poth für die Welt

Last Exit Sossenheim: Dieses Jahr wäre Chlodwig Poth 80 geworden. Das Frankfurter Caricatura-Museum ehrt den Zeichner mit einer Ausstellung.

Seine Milieustudien aus der deutschen Alternativ-Szene wurden einst zum Bestseller. Doch das Lebensprojekt des Zeichners Chlodwig Poth war der bitterböse Blick auf seinen letzten Wohnort Sossenheim - einem Dorf, das zu einer Frankfurter Trabantensiedlung verkam. Poth, Mitglied der „Neuen Frankfurter Schule“, wäre am 4. April dieses Jahres 80 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass widmet das Frankfurter Museum für Komische Kunst (Caricatura) dem Künstler vom 11. Februar bis 25. April eine Sonderausstellung. Unter dem Titel „Poth für die Welt“ zeigt die Caricatura einen Querschnitt aus dem Schaffen Künstlers, der im Juli 2004 starb.

Poth gehörte zusammen mit Hans Traxler zu den Gründern der Satire- Zeitschriften „Pardon“ und „Titanic“. Berühmt wurden in den 1970er Jahren seine Bilder-Geschichten „Mein progressiver Alltag“, in denen er die kleinen Lebenslügen der 68er-Generation genauso unnachahmlich wie schonungslos aufspießte. Unter den führenden Köpfen der „Neuen Frankfurter Schule“ gilt Poth als der bissigste und wohl auch politischste Karikaturist, der anders als Robert Gernhardt oder auch F. W. Bernstein für reinen Nonsens nicht zu haben war.

„Er hat die letzten 50 Jahre am intensivsten von uns allen nacherzählt und auf den Punkt gebracht“, meint sein alter Weggefährte und Freund Traxler. Eigenwillig und von seiner Arbeit besessen wie Chlodwig Poth war, verschrieb er sich 1990 mit „Last Exit Sossenheim“ (Letzte Ausfahrt Sossenheim) auch einem einzigartigen Projekt.

Schau erinnert an Chlodwig Poth
Neue Frankfurter Schule. Chlodwig Poth, hier auf einem Foto von 2003, wäre am 4. April dieses Jahres 80 Jahre alt geworden.

© Oliver Stratmann (dpa)

Bis zu seinem Tod widmete er sich 14 Jahre lang mit Hilfe von 500 farbigen Zeichnungen der Welt Sossenheims, wo Poth in einem ehemaligen Schulhaus wohnte.

„Sossenheim, zwischen zwei Autobahnen und zwei großen Chemiewerken gelegen, ist ein Gebäudehaufen ohne Gesicht, Eigenart und Charme“, sagte Poth einst. Dennoch fand er diesen Architektur-Mischmasch nach eigenen Worten hinreißend. Seine Motive nahm er zuerst immer mit der Kamera auf. In den letzten beiden Jahren seines Lebens, als Poth fast erblindet war, funktionierte er eine Lesehilfe für Sehschwache zur Zeichenmaschine um.

Daraus sind skurrile Zeichnungen mit ätzendem Humor entstanden: Auf einem Großplakat an einer Hauswand im verstädterten Dorf heißt es passend zum weltläufigen Frankfurter Anspruch „think big!“, während auf der anderen Seite der Straße ein älterer Passant unwirsch meint: „Sofort nach meinem Tod gehört die ganze Menschheit ausgerottet!“.

Traxler sieht Chlodwig Poth in seiner Auseinandersetzung mit Frankfurt-Sossenheim - dem Schwerpunkt der Ausstellung - in der Tradition der Berliner Heinrich Zille und George Grosz oder des Wieners Manfred Deix. „Doch keiner ist dabei so rabiat vorgegangen.“ Poth, 1930 in Wuppertal geboren und während der Nazizeit in Berlin aufgewachsen, ist auch Verfasser von zahlreichen Romanen, Hörspielen, Märchen und Kurzgeschichten. 1997 erhielt er als erster den Satirepreis „Göttinger Elch“. 2002 veröffentlichte er seine Autobiografie unter dem Titel „Aus dem Leben eines Taugewas“.

Mehr im Internet unter www.caricatura-museum.de. (dpa)

Thomas Maier

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false