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Aufgeräumt. Die an Pflanzen- und Zellstrukturen angelehnte Panelaufteilung der ersten Ausgaben tauchen nur noch selten auf.

© Panini

Charles Soule übernimmt „Swamp Thing“: Zartes Pflänzchen Hoffnung

Alan Moore machte die Serie „Swamp Thing“ einst zu großer Comic-Kunst, auch ein Neustart mit Scott Snyder als Autor begann vor drei Jahren vielversprechend. Jetzt gibt's ein neues Team - und widersprüchliche Ergebnisse.

Schlimm war das zuletzt. Ganz schlimm. Nachdem Scott Snyders „Swamp Thing“ als Teil des DC-Großreinemachens wirklich fulminant gestartet war, bot die Serie jüngst nur noch erschreckendes Anschauungsmaterial dafür, was passiert, wenn die Vision eines Autors mit den Notwendigkeiten des Geschäfts kollidiert.

Das psychedelische Philosophieren über Flora und Fauna, das von Yanick Paquette auch grafisch beeindruckend in Szene gesetzt worden war, wandelte sich mit dem Fortschreiten des „Rotworld“-Handlungsstranges in eine stumpfe Massenkeilerei, in dem gefühlt jeder Charakter des DC-Universums in mutierter Form auf den anderen eindrosch. Der Horrorstimmung und die Handwerkskunst wurde bei dem krampfhaften Bemühen um Synergieeffekte gleich mit kaputt geschlagen.

Das Wunderkind übernimmt

Seit 2013 ist es nun an dem US-Amerikaner Charles Soule, dem derzeit das Label Wunderkind anhaftet, das „Swamp Thing“ wieder in die Spur zu bringen. „Der Sämann“, kürzlich auf Deutsch erschienen, ist der erste Sammelband, der die Hefte 19 – 24 der US-Serie und einen Sonderband enthält.

Der erste Eindruck ist allerdings ein sehr ernüchternder. Die Zeichnungen von Kano, Jesus Saiz oder auch David Lapham sind ordentlich, aber häufig uninspiriert. Auch die Seiten selbst sehen unoriginell aus, die an Pflanzen- und Zellstrukturen angelehnte Panelaufteilung der ersten Ausgaben tauchen nur noch selten auf. Wer allerdings häufig auftaucht, sind andere DC-Figuren. Batmans Widersacher Scarecrow erscheint, direkt danach Superman und in dem Zweiteiler „Der Whisky-Baum“ dann auch noch Constantine – wobei letzterer immerhin seine Daseinsberechtigung hat. Schließlich wurde er von Alan Moore einst auf den Seiten der „Swamp Thing“-Comics überhaupt erst erfunden. Im Interview am Ende des Buches kündigt Soule weitere Crossover an: „Gerade habe ich beispielsweise eine Geschichte mit Aquaman abgeschlossen und es werden noch andere kommen!“ Ob das der Entwicklung der Figur hilft, oder den Verkaufszahlen des Verlags, bleibt eine offene Frage.

Die psychedelische Kraft ist weg

Erzählerisch jedenfalls kommt Soule über solides Mittelmaß schon jetzt nicht hinaus. Mit dem Sämann taucht zwar ein neuer Gegenspieler auf - und mit ihm Fragen über die schöpferische Kraft der Zerstörung und Auswirkungen von Eingriffen in fragile Ökosysteme. Aber die Augen öffnenden Naturbetrachtungen und die psychedelische Kraft der frühen Snyder-Hefte sucht man hier vergeblich. Immerhin: Die Richtung stimmt. Das zarte Pflänzchen Hoffnung darf noch keimen.

Charles Soule, Kano, Jésus Saíz, David Lapham: „Swamp Thing 4 – Der Sämann“, Panini Comics, 172 Seiten, 16,99 Euro

Nicht nur der Daumen ist grün. Das Cover von Soules erstem "Swamp Thing"- Sammelband.
Nicht nur der Daumen ist grün. Das Cover von Soules erstem "Swamp Thing"- Sammelband.

© Panini

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