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Mysteriöser Junge: Eine Seite aus „Adou“.

© altraverse

Von „Akira“ inspiriert: Eine wuchernde Waffe

Die neue Manga-Serie „Adou“ ist im selben Genre angesiedelt wie der Science-Fiction-Klassiker „Akira“ - und weist auch sonst einige Parallelen auf.

In einem molochartigen Japan der Zukunft werden Kinder von der Regierung zu gefährlichen Waffen, todbringenden Mensch-Pflanzen-Hybriden, gemacht. Was passiert, wenn eines von ihnen sich dem Zugriff seiner Schöpfer entzieht und rebelliert, erkundet Manga-ka Amano Jaku in seinem Werk „Adou“ (altraverse, bisl. 1 Band, 256 S., 10 €).

Der intensive, traditionelle Zeichenstil und die tobende, übernatürliche Action atmen den Geist von Science-Fiction-Klassikern wie „Akira“ und „Battle Angel Alita“, wurden aber in ein modernes, etwas trashigeres Korsett gepresst.

Mit einem derben, ungeschliffenen Retro-Strich und schroffen Schraffuren erschafft Amano Jaku eine lebendige und kleinteilige Zukunftsvision, welche die Diskrepanz von Althergebrachtem und modernen Errungenschaften spiegelt.

Sein Charakterdesign erinnert frappant an Katsuhiro Otomos populäre Figuren. Auch der „Akira“-Macher verwendete stark ausgeprägte Gesichtszüge wie eine hohe Stirn, prägnante Nasen und aufs Wesentliche reduzierte Augen.

Allein Riko, die unangepasste, aufbrausende „Adou“-Heldin, die sich quasi im Minutentakt eine Kippe ansteckt, besitzt einen deutlich moderneren, an aktuelle Manga-Sehgewohnheiten angepassten Look.

Aufgeheizte Stimmung: Eine Szene aus „Adou“.

© altraverse

Riko ist mit ihrem Motorroller viel zu spät auf dem Weg zur Arbeit. An diesem Tag herrscht eine aufgeheizte Atmosphäre in der Stadt. Demonstranten sind auf der Straße, Hubschrauber überfliegen die Szenerie und das übliche Verkehrschaos verstärkt den Lärm noch.

Ein wortkarger Junge, gejagt von einer Armee

Als ein kleiner, verwirrt wirkender Junge auf die Straße stolpert, handelt Riko ohne nachzudenken. Sie schnappt sich den Burschen kurz bevor ein Lastwagen ihn erfassen kann. Da sie jedoch nicht gesehen hat, dass der Kleine an dem Unglück keine Schuld trägt, hält Riko ihm erst einmal eine ordentliche Standpauke – inklusive Ohrfeige –, bevor sie energisch davonbraust.

Eine weitere Szene aus „Adou“.

© altraverse

Es soll nicht das letzte Mal sein, dass sie ihn gesehen hat. Wenig später (und um einen Job ärmer) liest sie den wortkargen Jungen erneut auf und muss feststellen, das ihm eine Armee auf den Fersen ist. Denn Rikos harmlos wirkender Schützling entpuppt sich als entlaufenes Experiment mit unglaublichen Kräften: Er kann Teile seines Körpers in Ranken verwandeln und beherrscht auch noch andere Tricks.

Ein junges Mädchen auf einem Motorroller – allein die Eingangssequenz dürfte Kennern von „Akira“ vertraut vorkommen, denn auch die schlagkräftige Kei, die weibliche Heldin in dem Klassiker, ist zeitweise auf einem solchen unterwegs. Kleine Anspielungen dieser Art finden sich zuhauf in „Adou“, trotzdem geht Amano Jaku eigene Wege und kopiert das große Vorbild nicht einfach.

Die Stadt, in der der Manga spielt, ist etwa deutlich näher an heutigen japanischen Großstädten als an Katsuhiro Otomos futuristischem Neo-Tokyo.

Geheime Experimente, die unglaubliche Kräfte bescheren

Die düstere Atmosphäre ist allerdings ähnlich: Ein Vierteljahrhundert zuvor wurden die Grenzen für Einwanderer geöffnet und mittlerweile tummelt sich eine internationale Gemeinschaft in den überfüllten Straßen. Während die neuen Mitbürger die Weltoffenheit ihrer Wahlheimat begrüßen, gibt es kritische Stimmen unter der japanischen Bevölkerung. Die Gesellschaft, die durch massive Zuwanderung vielfältiger geworden ist, ist von starkem Rassismus geprägt.

Das Titelbild des ersten Bandes der Reihe.

© altraverse

Weitere Elemente, die Akira-Kennern auffallen werden, in „Adou“ aber neu interpretiert wurden, sind die geheimen Experimente, die Eight, aber auch anderen Jungen unglaubliche Kräfte bescheren. Sie basieren in Amano Jakus Serie auf der irdischen Flora und deren Eigenschaften.

So kann Eight auf die Kräfte einer rankenartigen Pflanze zurückgreifen, während sein wahnsinniger Gegenspieler Renji, der auf ihn angesetzt wurde, seine Gliedmaßen in todbringende Klingen vegetativen Ursprungs verwandeln kann. Hinzu kommen andere übernatürliche Fähigkeiten, die allesamt den Gehalt an blutiger, kompromissloser Action und durchgängig gehaltener Spannung erhöhen.

Der erste Band von „Adou“ ist auch in einer Collector’s Edition mit Box, Shikishi (japanische Autogrammkarte), Artbook über den Entstehungsprozess des Mangas, Logo-Metallpin, Aufnäher und Poster erhältlich. Im Mai soll Band 2 erscheinen.

Sabine Scholz

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