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Welt der Superlative: Eine Seite aus „Geschichten aus dem Hellboy-Universum II“.

© Cross Cult

Geschichten aus dem Hellboy-Universum: Große Kunst, große Enttäuschung

Gleich zwei neue Bücher von „Hellboy“-Erfinder Mike Mignola sind jetzt auf Deutsch erschienen. Der Versuch, sie zu besprechen, stellt den Kritiker allerdings vor ungeahnte Probleme.

Es gibt Momente, da gestaltet sich der Kritikeralltag doch arg schwierig. Mit Mike Mignolas Comic-Sammlung „Geschichten aus dem Hellboy-Universum II“ und seinem Roman „Joe Golem und die versunkene Stadt“ trafen kürzlich gleich zwei Problemfälle bei uns ein. Die Gründe, die sie dazu machen, sind jedoch äußerst unterschiedlich.

Problemfall Nummer 1: Eine Rezension der „Geschichten aus dem Hellboy-Universum II“, gestaltet sich nicht etwa kompliziert, weil man nicht wüsste, wo man anfangen soll, nicht weil einem nichts einfiele, nicht, weil es nichts zu loben oder kritisieren gebe, sondern schlicht, weil einem nach und nach ganz einfach die Superlative ausgehen, die andauernde Gewaltigkeit von Mike Mignolas Universum zu beschreiben.

Limitiert auf 1222 Exemplare und wie der inzwischen vergriffene erste Band erneut von Größe und Gewicht einem Ziegelstein nicht unähnlich, vereint das Buch Storys, die in den Erzählsträngen der Hauptserien „Hellboy“ und „BUAP“ keinen Platz fanden.

Die Toten verstehen keinen Spaß

Los geht es mit „Lobster Johnson“, der es in „Die Brennende Hand“ in bester Film-Noir-Pulp-Manier mit geisterhaften Indianern und der Mafia zu tun bekommt, es folgen eine Hellboy-Geschichte mit dem eine Inhaltsangabe erübrigenden Titel „Haus der lebenden Toten“, sowie die BUAP Mini-Serien „Menschsein“ und „Krieg den Fröschen“. Das Ende markiert die Kurzgeschichtensammlung „Mit dem Teufel ist nicht zu spaßen“, in der Agent Abe Sapien diversen Spukphänomenen nachgeht. Darüber hinaus gibt es etliche Seiten voller Titelbilder, Erläuterungen und Skizzen, die den überaus interessanten Vergleich erlauben, zu sehen, wie zwei Tuscher aus ein und derselben Vorlage völlig unterschiedliche Bilder zaubern.

Für die Qualität des Gezeigten bürgt nicht nur Mignolas Name, sondern auch die der diversen anderen Beteiligten: Guy Davis, John Arcudi, Scott Allie, Dave Steward oder Richard Corben, um nur einige zu nennen.

Was besonders erfreut, ist die Tatsache, dass sich die Geschichten nie in dem inzwischen extrem übergelaufenen Esoterik-Metaplot der Hauptserien verzetteln, sondern auch gut für sich selbst stehen können.

Land unter in Manhattan

Gänzlich anders gelagert ist Problemfall 2: „Joe Golem und die versunkene Stadt“, Mike Mignolas und Ko-Autor Christopher Goldens neuerliche Expedition in die Prosa. Die Ausgangsvoraussetzungen klangen viel versprechend. New York liegt seit 1925 halb unter Wasser, in den versunkenen Trümmern von Lower Manhattan hausen der ehemalige Bühnenmagier Felix Orlov und seine 14-jährige Assistentin Molly. Es gibt Spuk, Action, Steampunk und ein paar schmucke schwarz-weiß-Vignetten.

Ein Himmel voller Tentakel. Eine Seite aus dem besprochenen Roman.
Ein Himmel voller Tentakel. Eine Seite aus dem besprochenen Roman.

© Lübbe

Es bleibt allerdings bei dem Versprechen. Was Mignola und Golden hier nach ihrer Kooperation bei „Baltimore“ und der von Golden herausgegebenen Kurzgeschichtensammlung „Hellboy – Medusas Rache“ zusammengezimmert haben, liest sich zumindest in der deutschen Übersetzung so zäh wie uninspirierte Fan-Fiction, hängt so unentschieden zwischen Jugend- und Splatterroman fest und kommt dabei noch so langsam in die Gänge, dass es dem Rezensenten auch in drei Anläufen nicht gelang, über die ersten drei Kapitel hinauszukommen. Für einen vierten Anlauf fehlten dann schlicht Kraft und Zeit.

Mike Mignola u. a., „Geschichten aus dem Hellboy-Universum II“, Cross Cult, 610 Seiten, 50 Euro
Mike Mignola & Christopher Golden: „Joe Golem und die versunkene Stadt“, Lübbe, 300 Seiten, 15 Euro

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