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Mangas: Jagd nach den Zauberkarten

Jenseits von "Sailor Moon": Die Serie "Card Captor Sakura" ist einer der aktuellsten Vertreter des "Magical Girl"-Manga - und sie bricht mit einigen Regeln des Genres

Als die kleine Sakura (japanisch für „Kirschblüte“) ein geheimnisvolles Buch in der Bibliothek ihres Vaters öffnet, entfliehen daraus magische Karten und verstreuen sich in ihrer Heimatstadt. Der Wächter des Buches, Kerberos, bittet sie, diese Tarot-ähnlichen Karten wieder einzufangen, da sonst ein großes Unglück die Welt befallen wird. Jede eingefangene Karte verleiht Sakura eine neue magische Kraft und zusammen mit Kerberos begibt sie sich auf die nicht ganz ungefährliche Suche nach ihnen.

Die Serie "Card Captor Sakura" gehört dem nicht nur in Japan sehr populären „Magical Girl“-Genre an, dessen bekanntester Vertreter „Sailor Moon“ auch hierzulande sehr erfolgreich war. Ein Magical Girl ist ein meist noch sehr junges Mädchen, das zusammen mit einem Begleiter eine Aufgabe gestellt bekommt, die sie mit Hilfe von Zauberkraft lösen musst. Oftmals spielen Beschwörungen eine Rolle, die auf magische Weise die Kräfte des Mädchen erwecken und sie auch äußerlich verändern, meist in Form eines phantasievoll-niedlichen Kostüms.

Sexy sind hier höchstens die Kostüme

In manchen Serien wird das kleine Mädchen sogar kurzzeitig in einen Teenager verwandelt.

Einige weitere unverzichtbare Aspekte des Genres sind eine Art Zauberstab, das das Mädchen von ihrem oftmals tierischen Begleiter überreicht bekommt und die Geheimhaltung, zu der das Mädchen verpflichtet ist. Auch die erste große Liebe spielt neben der zu lösenden Aufgabe eine wichtige Rolle, meist schwärmt das Mädchen bereits für jemanden und kommt diesem Schwarm im Laufe der Serie näher.

Das Magical Girl Genre ist größtenteils eine ganz und gar unschuldige Angelegenheit, ein Märchen mit sehr liebenswerten Hauptfiguren, die immer selbstlos für die Gerechtigkeit kämpfen. Zwar sind die Kostüme in z.B. Sailor Moon durchaus auch sexy, aber die moralische Reinheit der Mädchen steht immer im Vordergrund und auch wenn sie manchmal schusselig oder weinerlich sind, verlieren sie nie ihren Glauben an „das Gute“, selbst in den Bösewichten, die sich ihnen manchmal in den Weg stellen.

Süß, harmlos, aber charmant

"Card Captor Sakura" ist einer der aktuellsten Vertreter des Genres, das seine Wurzeln schon in den 70 Jahren hat und wirft einige der ehernen Regeln des Genres über Bord.

So weiß hier z.B. die beste Freundin der Heldin von deren Aufgabe (sonst ein Tabu), und anstatt einer magischen Verwandlung näht diese etwas spleenige Freundin die Kostüme der Heldin selbst und filmt mit Begeisterung das Einfangen der Karten mit ihrem Camcorder.

Optisch fällt die Serie ebenfalls etwas aus dem Rahmen, typisch für das Zeichnerteam CLAMP. Die Seiten sind genretypisch sehr hell aber eben noch zarter und heller als die der anderen Vertreter. Die Linienführung ist hauchzart und ohne Betonungen von Ecken und Kanten. Die Magie ist weich und fließend, oft mit vielen runden Wirbeln und ausladendem Schwung gezeichnet. Auch die Figuren sind sehr zart, besonders die Erwachsenen haben lange Gliedmaßen und schmale Hände.

Wer sich für diese süß-harmlose aber charmante Serie interessiert, greift am besten zur ungespiegelten und mit Farbseiten ausgestatteten Neuauflage, die EMA vor Kurzem herausgebracht hat.

Die Reihe ist bei
Egmont Manga erschienen.

Unsere Gastautorin Inga Steinmetz lebt in Berlin und zeichnet unter anderem die Serie "Freche Mädchen - freche Manga!", deren erster Band "Handykuss und Liebesrätsel" im Sommer bei Tokyopop erschienen ist. Mehr über Inga Steinmetz findet man auf ihrer Website.

Inga Steinmetz

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