zum Hauptinhalt
Wollte ursprünglich Rennfahrer oder Clown werden: Albert Uderzo.

© dapd

Porträt: Mit Bleistift und Radiergummi zu Weltruhm

Der französische Zeichner Albert Uderzo wird am Mittwoch 85. Seine Figuren Asterix und Obelix kontrolliert er bis heute.

Als Kind wollte Albert Uderzo Clown werden, als Jugendlicher träumte er von einer Karriere als Rennfahrer. „Doch dafür hatte ich nicht das nötige Kleingeld“, sagte Uderzo einmal in einem Fernsehinterview. „Ein Bleistift und ein Radiergummi waren billiger als Autos.“ So zeichnete er eben Comics - und schuf die weltberühmten Figuren Asterix und Obelix. Am Mittwoch feiert der Franzose seinen 85. Geburtstag.

Für Millionen Menschen in aller Welt war es ein Glück, dass Uderzo weder Rennfahrer noch Clown wurde. Für Abenteuer und Lachen sorgen an seiner Stelle nun schon seit Jahrzehnten die Helden aus seinem Bleistift: Der kleine listige Gallier Asterix, sein Hinkelsteine schleppender starker Freund Obelix und die anderen Bewohnern des gallischen Dorfes, das sich wacker gegen die römischen Eindringlinge wehrt.

An Ruhestand denkt Uderzo auch im hohen Alter nicht. „Ich kann mir keine Rente vorstellen, für mich gibt es keine Rente“, versichert er in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur AFP. Zwar hindert ihn eine Arthrose in den Händen daran, selbst weiterzuzeichnen. Aber der 85-Jährige hat bereits Nachfolger, die sein Werk weiterführen: Seine langjährigen Mitarbeiter, die zeichnenden Brüder Frédéric und Thierry Mébarki und der Texter Jean Yves Ferri, arbeiten derzeit an einem neuen Band, der vor Jahresende auf den Markt kommen soll. Aber: „Ich kontrolliere alles, was sie machen - und ich bin sehr anspruchsvoll“, sagt Uderzo.

Die Kritiker gehen auf die Distanz, die Leser bleiben ihm treu

Seit er gemeinsam mit seinem Freund, dem Texter René Goscinny, 1959 in der Zeitschrift „Pilote“ das erste Abenteuer von Asterix und Obelix veröffentlichte, wurden weltweit rund 325 Millionen Exemplare der Serie verkauft - übersetzt in rund 110 Sprachen und Dialekte. Dabei waren die gallischen Helden, die mit List und Zaubertrank den Römern Angst und Schrecken einladen, zuerst vor allem für die Franzosen gedacht.

"Wir wollten etwas typisch Französisches schaffen, das sich von den amerikanischen Comics absetzt“, sagt Uderzo, obwohl er als Kind mit Begeisterung Micky-Maus-Hefte las. „Doch vermutlich haben wir mit unseren Geschichten etwas berührt, was alle trifft“. Gemeinsam mit Goscinny, der die Szenarien entwarf und mit seinen witzig-ironischen Texten den Nationalstolz der Gallier auf die Schippe nahm, schuf Uderzo 24 Bände. Sie gründeten ihren eigenen Verlag „Albert-René“, um - so Uderzo - unabhängiger arbeiten zu können. „Zwischen uns herrschte eine perfekte Osmose.“ Umso größer war für den Zeichner der Schock, als Goscinny im November 1977 mit nur 51 Jahren an Herzstillstand starb. „Das hat mich schrecklich getroffen“, sagt er noch heute. Uderzo beschloss, auf eigene Faust weiterzumachen. Für zehn Bände entwarf er nun selbst das Szenario, schrieb die Texte und zeichnete die Abenteuer.

Ikonen: Uderzos Schöpfungen gibt es in den unterschiedlichsten Formen, zum Beispiel als Überraschungseier-Figuren.

© dapd

Kritiker nahmen Uderzo das Solo sehr übel, sie vermissen in den jüngeren Bänden Goscinnys „Genie“ und Ironie. Doch die Leser blieben Asterix und Obelix treu. Besonders in Deutschland sind die Abenteuer der Gallier nach wie vor beliebt. Hier kam der Jubiläumsband „Asterix und Obelix feiern Geburtstag“ im Jahr 2009 mit einer Auflage von 1,5 Millionen Exemplaren auf den Markt, während in Frankreich zunächst nur 1,1 Millionen Alben gedruckt wurden.

Groß feiern will Uderzo seinen Geburtstag am Mittwoch nicht. Er werde ihn alleine mit seiner Frau verbringen. „In unserem Alter wollen wir nicht mehr feiern, alle unsere Freunde sind gestorben.“ Der Zeichner hat zwar eine Tochter, doch ihr Verhältnis ist getrübt. Vor fünf Jahren wurde Sylvie Uderzo als Chefin des Albert-René-Verlages entlassen, seitdem setzt sie sich juristisch mit ihrem Vater auseinander. Das Zerwürfnis mit der heute 55-Jährigen belastet den Zeichner sichtlich. Auch deshalb ist ihm wohl nicht nach Feiern zumute. „Familienfeiern ohne Familie sind nicht gerade lustig“, sagt er. (AFP)

Jutta Hartlieb

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false