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Musizieren in voller Orchesterstärke ist weiterhin möglich, so Willich. 

© Foto: Marco Borggreve

Corona und Kultur: Ohne Maske ins Klassikkonzert

Der Berliner Epidermiologe Stefan Willich kann keine erhöhte Gefahrenlage für Musiker und ihr Publikum erkennen in diesem dritten Pandemiewinter.

Professor Stefan Willich, der Direktor des Instituts für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie an der Berliner Charité, hält die Diskussion über eine erneute Maskenpflicht für Besucher von Klassik-Konzerten für überzogen. Lediglich für den Fall, dass die Infektionszahlen dramatisch stiegen, sei das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung in Konzertsälen nötig, betonte der Mediziner jetzt im Gespräch mit dem Tagesspiegel: „Aber das ist noch lange nicht der Fall.“

Willich, der auch studierter Geiger und Dirigent ist sowie das World Doctors Orchestra leitet, rät der Politik zur Gelassenheit, wenn es um Live-Aufführungen von Musikerinnen und Musikern in geschlossenen Räumen geht. Weder ein Masken-Gebot noch die Einschränkungen der Platzbelegung seien epidemiologisch derzeit zu begründen: „Die Kultur kann offenbleiben“.

Stefan Willich bei einem Konzert in Boston

© Foto: Steven Lipofsky

Zusammen mit einem Forschungsteam hatte Stefan Willich bereits in der Spielzeit 2020-21 eine Studie zum Auftreten von Corona-Infektionen bei professionellen Musikerinnen und Musikern während der COVID-19 Pandemie durchgeführt, an der sich deutschlandweit 23 Konzert- und Opernhäuser beteiligten. Die repräsentative Untersuchung ist jetzt im renommierten European Journal of Epidemiology erschienen und ergab, dass selbst unter den Bedingungen der damals dominierenden Delta-Variante kein erhöhtes Risiko für die beteiligten Orchestermusiker auf der Bühne bestand.

Für den kommenden Winter empfiehlt der Charité-Professor, dass die Mitglieder der Orchester zweimal pro Woche einen Schnelltest machen sollten. Aus seiner Sicht können die Ensembles in diesem Winter auch durchgängig in voller Besetzungsstärke spielen sowie mit den vor Corona üblichen engen Abständen in der traditionellen Sitzordnung.

Was das Publikum betrifft, verweist Stefan Willich darauf, dass sich Besucher von Klassikkonzerten überdurchschnittlich diszipliniert verhielten und sich zudem durch ein „aufgeklärtes Verhältnis der gesundheitlichen Zusammenhänge“ auszeichneten. Außerdem seien die Lüftungsanlagen der Säle inzwischen durchweg optimiert. Das Fazit des Epidemiologen: Alle wissenschaftlichen Daten sprechen dafür, dass die laufende Klassik-Saison harmonisch bleiben kann.

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