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Kultur: Das einsame Nashorn

Er ist ebenso Maler, Bildhauer, Dichter wie Zeichentheoretiker, Jazzmusiker, vor allem aber Bildforscher. Unter dem Titel „Variationen eines neuen Themas“ stellt A.

Er ist ebenso Maler, Bildhauer, Dichter wie Zeichentheoretiker, Jazzmusiker, vor allem aber Bildforscher. Unter dem Titel „Variationen eines neuen Themas“ stellt A. R. Penck jetzt seine neuesten Gemälde, durchweg großformatige Acryl- und Leinwandbilder, vor. Wieder beschäftigt ihn die Figur eines Herabsteigenden, der sich zwischen zwei Bereichen – man könnte sie Kapitalismus und Kommunismus nennen – bewegt. Das eine System wird von einer Adlerfigur, das andere von einem Abstürzenden beherrscht. Der Herabsteigende flüchtet vom Stürzenden zur bedrohlichen Silhouette des Vogelmenschen, der ihm ein Abakus, ein Spielbrett, entgegenhält. Der Abakus war seit dem Altertum ein Rechenbrett mit Steinen. Die Stellung der Figuren auf dem „Spielbrett“ wird von Symbolen aus Pencks Zeichenalphabet bestimmt. Die Schlange symbolisiert Verderbern aber auch Erneuerung. Der Adler oder besser der Greif, ein Mischwesen aus Löwe und Vogel, steht für dämonische, mythische Herrschaft; das Nashorn ist Symbol der Einsamkeit und der unbeirrbaren Ausdauer. Der Löwe verkörpert Macht. Versatzstückhaft tauscht Penck die Zeichen und Symbole, aber auch die Farben aus, verändert die Konstellationen, so dass sie einmal utopische, oft apokalyptische Vorstellungen beschwören. Durch Veränderung der Strukturen und Farben stellt er Simultaneität und Mehrdimensionalität her, bindet etwa eine rote und eine schwarze Figur in geometrische Zeichen, Formen und in Buchstaben („Rot und Schwarz“, 2002) und lässt dann wieder im Schwarz / Weiss- Kontrast chimärenhafte Gebilde mutieren („Zwischen den Kriegen“, 2002). Unversehens wechseln die Leserichtung und das Kombinieren beginnt von vorn. So entsteht ein komplexes Bild des Menschen im Zyklus der Aufstiege und Abstürze, Höhen und Tiefen ebenso wie der Spaltung und Einheit, der Störung und des Gleichmaßes, des Bruches und der Harmonie. Penck hat in seinen Welt-Szenarien den Osten und den Westen, den Norden wie den Süden vermessen. Die Realität soll ihre Undurchschaubarkeit verlieren und in der Simulation begreifbar werden (Preise auf Anfrage). Klaus Hammer

Galerie Michael Schultz, Mommsenstraße 34, bis 5. Juli; Dienstag bis Freitag 11-19, Sonnabend 10-14 Uhr.

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