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Kultur: Das Ensemble Mosaik spielt Mondklänge

Manche Konzerte lassen einen im besten Sinne ratlos zurück. Im BKA hob das hoch konzentriert agierende Klaviertrio des Ensemble Mosaik ein solches Rätselstück aus der Taufe, Clemens Nachtmanns "Mondstrahlen bei Tage".

Manche Konzerte lassen einen im besten Sinne ratlos zurück. Im BKA hob das hoch konzentriert agierende Klaviertrio des Ensemble Mosaik ein solches Rätselstück aus der Taufe, Clemens Nachtmanns "Mondstrahlen bei Tage". Auch ohne den Verweis auf zwei später zurückgezogene Kapitel aus Musils "Mann ohne Eigenschaften" entwickelt es einen ganzen Kosmos aus vielschichtigen Bezügen. Die gestischen, spannungsvollen Verläufe des Beginns erscheinen in der zerklüfteten Form bald fragmenthaft, so wie mächtige Klavierläufe Zitatcharakter bekommen.

"Von welcher Wirklichkeit spreche ich? Gibt es denn eine zweite?" fragt Ulrich in Musils Roman. Es gibt sie allerdings, bei Nachtmann in den die Sphäre der Kunst zur Natur hin überschreitenden Rauschklängen, in Flageolett-Reihen der Streicher, im sacht stotternden Anreißen der Violinsaiten mit einer Haarbürste. Das alles nie des bloßen Effektes willen, sondern integriert in ein hoch emotionales Kammerwerk, das im hohen Quarttriller der Klaviers über poetischem Zargenstreichen verklingt.

Zusammen mit Andreas Nordentofts knappen "Atrani" (1991), dessen überlappend verzahnte Geschwindigkeitsverläufe in Tremoli, Trillern und Glissandi Chatschatur Kanajan souverän auf der Violine darstellte, bildete die Uraufführung einen denkbar starken Gegensatz zur zweiten Programmhälfte mit eher konzeptionellen Werken. In der "Verkündigung" (1990) von Peter Ablinger erzeugen Flöte, Saxophon, Klavier und Instrumentalzuspielband eine kleingliedrig strukturierte, im Gesamteindruck jedoch statische Fläche an der Grenze zum Rauschen. Und das sich in Feldman-hafter Ruhe entfaltende Duo "Der Tor, die Königin und der Silberschuh" für Flöte und Klavier, das Klaus Lang im vergangenen Jahr fertig stellte, kommt im Gegensatz dazu mit wenigen präparierten Klavierklängen in starr synkopischem Puls aus, denen genau ausgestaltete, fahl geblasene Liegetöne gegenüberstehen. Die strukturelle Verknüpfung der beiden Linien ahnt der Hörer und analysiert der Musikologe - Bettina Junge und Ernst Surberg machten sie sinnfällig in zurückhaltendem, in der Flöte manchmal zu glattem Spiel.

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