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Kultur: „Das Haus muss in die Köpfe“ Alexander Koch, Chef des DHM, legt los

Seit drei Monaten ist Alexander Koch neuer Direktor am Deutschen Historischen Museum (DHM), vergangene Woche wurde er mit einer Festveranstaltung offiziell im Amt begrüßt. Heute nun präsentiert sich der 45-Jährige mit der Ausstellung „Unter Bäumen.

Seit drei Monaten ist Alexander Koch neuer Direktor am Deutschen Historischen Museum (DHM), vergangene Woche wurde er mit einer Festveranstaltung offiziell im Amt begrüßt. Heute nun präsentiert sich der 45-Jährige mit der Ausstellung „Unter Bäumen. Die Deutschen und der Wald“ erstmals seinen Besuchern. Es ist die erste Schau am neuen Arbeitsplatz, die seine Handschrift trägt.

Koch kann sicher sein, dass seine nächsten Schritte genau beobachtet werden. Der erfahrene Museumsmann nimmt es gelassen. Das Historische Museum der Pfalz in Speyer, das er in den vergangenen sechs Jahren leitete, gehört zu den bestbesuchten kulturhistorischen Einrichtungen der Bundesrepublik. Seit 2009 lehrt Koch zudem am Vorgeschichtlichen Seminar der Universität Marburg. Die Berliner Suche nach einem Nachfolger für Hans Ottomeyer vollzog sich jedoch so zäh und unelegant, dass ihm trotz bester Referenzen erst einmal das Etikett der Kompromisslösung anhängt.

Der neue Mann im DHM hat sich einen Ruf als unkonventioneller Denker erworben, ohne Scheu vor populären Inszenierungen, so bei seinen großen Ausstellungen über Amazonen, Hexen oder Samurai. Zuletzt widmete er den Saliern eine Schau. Auch hier setzte er Multimedia ein und ließ Nachrichtensprecher Claus Kleber Historisches von König Heinrich V. und dem römischen Papst Paschalis II. wie „Breaking News“ verkünden.

Nun hat sich der studierte Historiker und Archäologe, der 2002 seine Habilitation vorlegte, das DHM vorgenommen und will die Dauerausstellung im Zeughaus, die vom 1. Jahrhundert vor Christus bis in die jüngere Geschichte reicht, verändern. Etwa 8000 Exponate werden derzeit präsentiert, die Zahl soll reduziert werden. „Wir wollen neue Kontexte schaffen, neue Themenfelder, und die Besucherführung mit neuen Leitsystemen vereinfachen“, kündigt Koch an. „Es gibt so viele unterschiedliche Besucherwünsche: Die einen wollen Wandtexte studieren, die anderen wollen flanieren, wieder andere wollen die Aura eines Originals spüren oder etwas anfassen dürfen. Das heißt für uns: Wir müssen vielgestaltiger werden.“

Das geschieht im Dialog, zunächst mit den eigenen Mitarbeiten, 150 beschäftigt das DHM. Flugs zeichnet der gebürtige Bremer ein Organigramm auf Papier und verbindet Kästchen mit Pfeilen von oben nach unten sowie in der Horizontalen. „Es geht um ein kreatives Miteinander, aber auch um das Ringen um den richtigen Kurs für eine Ausstellung, die dann vor der Öffentlichkeit standhält.“ Von seinem Vorgänger weiß man, dass er die Geschicke des Museums von oben herab lenkte.

Unter Hans Ottomeyer war im DHM Platz für Kunsthistorisches, etwa Ausstellungen über die Zeit des Biedermeiers. Kunstausstellungen werde es weiterhin geben, sagt Koch, stellt aber klar: „Wir sind ein Geschichtsmuseum.“ Der neue Museumschef benutzt Worte wie „Match“ oder „Player“, wenn er von seinen neuen Aufgaben in Berlin spricht, seinem „Traumjob“. Dieses Vokabular scheint gar nicht zu einem Herrn Direktor zu passen. Aber Koch ist eben auch ein Manager. Er ist sich bewusst, dass er in der Hauptstadt, für die er schwärmt, im Wettstreit mit vielen anderen Institutionen liegt.

Über Projekte des nächsten Jahres verrät er nur so viel: Das DHM wird sich im Jubiläumsjahr Friedrichs des Großen auf über zwei Etagen der Mythenbildung um den preußischen König widmen. Außerdem will Koch auf Themen der jüngsten Vergangenheit setzen: „Wenn sich Zeithistoriker etwa über die Ära der Großen Koalition Gedanken machen, dann ist es doch eine Selbstverständlichkeit, dass so ein Thema auch ins Museum getragen wird.“

Das vergangene Jahr gilt mit 915 000 Besuchern als das erfolgreichste in der 24-jährigen Geschichte des Museums. Koch reicht das nicht. „Das Haus ist noch nicht in allen Köpfen drin. Ein Museumbesuch bei uns muss zum Pflichtprogramm für jeden Berlinbesucher werden und für die Berliner selbst auch. Hier sollen sie erfahren, was Deutschland ausmacht.“ Anna Pataczek

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