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Kultur: Das ist real!

Pressekonferenz: Zwei Ex-Häftlinge berichten

Nachrichten aus einer geschlossenen Welt. Eine australische Journalistin erkundigt sich nach dem Schicksal von David Hicks, der noch immer in Guantanamo sitzt, und in der Tat: Ruhel Ahmed und Shafiq Rasul kennen ihn. „Wir haben ihn ein paarmal gesprochen, als wir noch dort waren, er hat es schwer gehabt, war häufig in Einzelhaft. Wir hatten Glück: Die britische Regierung hat einen Deal gemacht, damit wir freikommen. Gegen David ist es verwendet worden, dass sich die australische Regierung nicht für ihn eingesetzt hat. Das hat ihn in den Augen der Verhörer verdächtig gemacht.“

Da sitzen diese beiden Jungs aus Liverpool, die über zwei Jahre in Guantanamo waren, auf dem Podium in Berlin. Normale Leute wie du und ich, sagt Regisseur Michael Winterbottom, und in der Tat: Man hört keine vorbereiteten, klugen Kommentare über den Streit um die dänischen Karikaturen, über den Konflikt zwischen Westen und Islam. Sondern unbeholfene Beschreibungen, wie sie weiterlebten nach der Haft, wie sie immer noch die Schläge der Bewacher gegen die Gitterwände hören, nachts im Schlaf. Und wie sie bis heute nicht offiziell für unschuldig erklärt wurden. Freigelassen ja. Aber nicht rehabilitiert.

Auch wenn es klingt wie George Orwell, das hier ist Wirklichkeit. Er habe nur die Geschichte dieser Jungs erzählen wollen, betont Winterbottom. Keine Anklage gegen die USA und Großbritannien. Aber: „Wir haben uns daran gewöhnt, dass es Guantanamo gibt. Hätte man uns das vor fünf Jahren erzählt, man hätte den Erzähler für verrückt gehalten. Und darüber ist dieser Film: über ein perverses System. Und darüber, dass es diesen Ort eigentlich nicht geben darf.“ Die Gespräche, die er mit amerikanischen Verhör-Offizieren geführt hat, und das, was ihm Ruhel und Shafiq erzählten, haben ihm klargemacht: „Die Situation ist kafkaesk. Es gibt keine Möglichkeit, die Unschuld zu beweisen. Und dabei sind es gar nicht die großen Fische, die in Guantanamo sitzen. Es wurde jeder dorthin gebracht, der als Ausländer in Afghanistan aufgegriffen wurde.“ Über 500 Gefangene sitzen immer noch dort. Dass sie schnellstmöglich freigelassen werden, ist Hauptanliegen des Regisseurs und aller Beteiligten.

Im März wird der Film, der gerade zur Berlinale fertig wurde, in Großbritannien im Fernsehen laufen, später auch im Kino. Für einen Start in den USA gibt es noch keine Gespräche. til

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