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Das Konzerthaus am Gendarmenmarkt während des "Festival of Lights".

© AFP

Das Konzerthaus ist wiedereröffnet: Teure Halle

Das gibt es auch noch in Berlin: Eine Baustelle wurde rechtzeitig fertig. Mit einem festlichen Konzert unter Mitwirkung von Andrey Boreyko und Arcadi Volodos ist das Konzerthaus am Freitag wiedereröffnet worden.

„Baumaßnahmen termin- und budgetgerecht umgesetzt“: In dem aktuellen Baustellenchaos, das unserer Stadt spezielle Berühmtheit eingebracht hat, erscheint die Nachricht aus dem Konzerthaus Berlin wie ein Wunder. Nun kann die teure Halle nach dreimonatiger Schließung dank der Arbeit von acht Planungsbüros und 14 Firmen eröffnet werden. Intendant Sebastian Nordmann freut sich, die neue Bühnenanlage im Großen Saal in Anwesenheit von Kulturstaatssekretär Tim Renner zu präsentieren. Empfang für die Sponsoren, Köstliches von Lutter und Wegner, endlich Sekt für alle im ausverkauften Haus umkränzen das Konzert.

Ein genuin russischer Abend, Auftakt mit Erinnerung, anknüpfend an die Schostakowitsch-Tradition des unvergessenen Chefdirigenten Kurt Sanderling, von dem das Orchester bis heute träumt. Zunächst aber spielt Arcadi Volodos Tschaikowskys erstes Klavierkonzert und kündigt damit an, welche Interpretationsimpulse die Musiker von ihm als Artist in Residence erwarten dürfen: Alles ist ihm möglich, die wuchtigen Akkorde zu einer der beliebtesten Melodien, hart, kraftvoll, aber auch Schumannsche Innigkeit im lyrischen Seitenthema. Seine Poesie liegt im Leisen, in den Trillerketten wie Elfenzauber. Bemerkenswert, dass dies ein Tschaikowsky ohne Hang zum Mondänen ist. Musikalisch sucht Volodos Partnerschaft mit dem Orchester. Dirigent ist sein Landsmann Andrey Boreyko. Bei natürlichem Zusammenspiel entdecken die beiden Russen viele Farben in der Partitur. Und den Ernst der Musik, den sie vor ihrem gemeinsamen Hintergrund sehen, dem tänzerischen Sankt Petersburg.

Dort hatten die Leningrader Philharmoniker 1936 die Vierte von Schostakowitsch vorbereitet, als der Komponist sie zurückzog. Der Grund, eher wohl der Druck der Partei als der Dirigent Stiedry, bleibt unklar. Die c-Moll-Symphonie hat tragischen Charakter, Presto fugato, fünffaches Forte, Ausdruck von Schmerz trotz Ländler, das Finale ein Trauermarsch, durch Polka und Walzer ziehend zum ersterbenden Orgelpunkt. Boreyko und das Konzerthausorchester erreichen eine triumphale Wiedergabe, mit Schärfe und Leichtigkeit, großen Bläsersoli, furiosen Höhepunkten. Das Publikum ist motiviert, diese Weihe des Hauses stürmisch zu feiern.

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