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Kultur: Das Leben der Finnen nach innen lenken

Die "Rote Phase" des Architekten Alvar Aalto im Finnland-InstitutVor allem die "Rote Phase" des 1898 geborenen finnischen Architekten Alvar Aalto mit ihren von unterschiedlichsten Ziegelarten und -verarbeitungen geprägten Bauwerken aus den vierziger und fünfziger Jahren beeindruckt bis heute immer wieder die Architektenwelt.Die massigen Körper und Backsteinwände, aufgebrochen von scharf eingeschnittenen Fenstern und Loggien, nicht zuletzt das auf Farbfotos kräftige Nebeneinander der von Rot-, Blau- und Grüntönen geprägten finnischen Natur und der durchaus monumentalen, oft frei in die Landschaft ausgreifenden Bauten ist für viele immer noch ein Gegenmodell zur Bauhaus-Nachfolge ebenso wie zu High-Tech oder Dekonstruktivismus.

Die "Rote Phase" des Architekten Alvar Aalto im Finnland-InstitutVor allem die "Rote Phase" des 1898 geborenen finnischen Architekten Alvar Aalto mit ihren von unterschiedlichsten Ziegelarten und -verarbeitungen geprägten Bauwerken aus den vierziger und fünfziger Jahren beeindruckt bis heute immer wieder die Architektenwelt.Die massigen Körper und Backsteinwände, aufgebrochen von scharf eingeschnittenen Fenstern und Loggien, nicht zuletzt das auf Farbfotos kräftige Nebeneinander der von Rot-, Blau- und Grüntönen geprägten finnischen Natur und der durchaus monumentalen, oft frei in die Landschaft ausgreifenden Bauten ist für viele immer noch ein Gegenmodell zur Bauhaus-Nachfolge ebenso wie zu High-Tech oder Dekonstruktivismus. Daß die Kunst Aaltos aus der sauber-idealen, ja bäuerlich-urwüchsigen Natur Finnlands herausgewachsen sei, ist ein nationales Klischee, das ähnlich auch über die Musik des anderen "großen" Finnen, Jan Sibelius, immer weiter gesponnen wird; und zwar durchaus auch von Finnen, wie sich jetzt in einer sehr kleinen und sehr feinen Ausstellung über Aaltos Ziegelbauten im Finnland-Institut nachvollziehen läßt.Das Rathaus der mittelfinnischen Kleinstadt Säynätsalo und das im Wald am See gelegene Atelier- und Versuchshaus Aaltos in Muuratsalo stehen in ihrem Zentrum, während die großstädtischen Bauten in Helsinki, Jyväskylä oder auch Boston weniger prominent dargestellt werden.Aufgelockert von originalen Ziegelsteinen, die wie Skulpturen präsentiert werden und das delikate Arbeiten Aaltos bis ins kleinste Detail nachvollziehbar machen, zeigen Fotos und Planreproduktionen seinen Umgang mit dem roten Material.Und eben zwei große Modelle, welche die herausragende Stellung Säynätsalos und Muuratsals für die Aalto-Rezeption verdeutlichen. Während Säynätsalo geprägt wird von dem hohen, geradezu italienisch anmutenden Turm für die Gemeindeversammlung, hat Aalto in seinem Sommerhaus nicht nur formale Experimente gewagt - etwa das in der Technischen Universität in Helsinki wieder auftauchende Dreiecksdach - sondern auch die Wände und Fußböden des Hofes für die Installation diverser Kombinationen unterschiedlicher Ton-, Keramik- und Ziegelprodukte verwendet.Beide Bauten verbindet die idyllische Lage und das Konzept, mit verschiendenen Flügeln einen Hof zu umspannen, sich nach außen mit hohen Wänden abzuschotten und alles Leben nach Innen zu lenken.Darüberhinaus aber wird mit frei komponierten Seitengebäuden die Einbindung in die Landschaft gesucht. Wie stark die nationale Legende Aalto in Finnland inzwischen geworden ist, zeigt auch seine Erhebung zu Comic-Ehren (Gardens of Fiesole.Life-Story of Alvar Aalto, in der Ausstellung 50 DM).Eine Ode auf den großen Meister, die Aalto zwar an die Seite der brillanten Corbusier-Karikaturen in den "Asterix"-Heften "Die Trabantenstadt" und "Der Seher" treten läßt, seinem tatsächlichen, eher unprätentiösen Werk und gerade den Bauten der "Roten Phase" aber wenig entspricht.So entstehen Mythen.NIKOLAUS BERNAU Finnland-Institut, Alt-Moabit 98, bis 24.April.Faltblatt.

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