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Kultur: Das Refugium des alten Derfflinger

Im Herrenhaus in Gusow lebte der berühmte Feldherr. Ein Privatmann hat es instand gesetzt

Jeden Augenblick muss der alte Derfflinger um die Ecke kommen. Überall auf Schloss Gusow im Oderbruch ist der Geist des Generalfeldmarschalls Georg Freiherr von Derfflinger zu spüren. Bilder, Dokumente und viele Utensilien erinnern an den legendären Reiterführer im Dienste des brandenburgischen Kurfürsten Friedrich Wilhelm in der Mitte des 17. Jahrhunderts.

Natürlich fehlt auch die berühmte „Schlacht bei Fehrbellin“ vom 18. Juni 1675 nicht. Zinnfiguren stellen die Gefechte zwischen dem Brandenburger und dem schwedischen Herrn nach. Der damals schon 69-jährige Derfflinger kämpfte an vorderster Front und erwarb sich für den ersten Brandenburger Sieg aus eigener Kraft in ganz Europa höchste Anerkennung.

In Gusow war der Feldherr zu Hause. Zwar erhielt sein Anwesen durch nachfolgende Erben und neue Eigentümer eine immer neue Architektur und zuletzt Formen im englischen Tudorstil, aber im Innern hält der heutige Schlossherr die Erinnerung an Derfflinger, Fontane und die Wurzeln Preußens mit großem Engagement wach.

Der Berliner Peter Engelhardt, der kurz nach der Wiedervereinigung das damals wenig ansehnliche Anwesen kaufte, gilt als profunder Preußenkenner. Der Hausherr führt nicht nur persönlich durch die Museumsräume, die über die Höhepunkte der Landesgeschichte zwischen Siedlungsbeginn und Mauerfall informieren, sondern veranstaltet an Wochenenden auch Exkursionen von seinem Schlosshotel ins Oderbruch. Der neogotische Gartensaal, der schon zu Derfflingers Zeiten als Schauplatz für rauschende Feste diente, eignet sich ausgezeichnet für Lesungen, Theater und vielerlei Konzerte.

Der schönste Platz für einen unterhaltsamen Einstieg in die Vergangenheit aber ist die Terrasse des Herrenhauses mit Blick in den noch etwas verwildert erscheinenden Park. Kein Geringerer als der Dichter und Wanderer durch die Mark Brandenburg, Theodor Fontane hat Gusow und seine unterschiedlichen Schlossgeister ausführlich beschrieben.

Er überschrieb das 24. Kapitel seiner berühmten „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ nicht nur, wie sonst üblich, mit dem jeweiligen Ortsnamen, sondern setzte eine wichtige Unterzeile hinzu: „Der alte Derfflinger“. Und auch Fontanes erster Roman „Vor dem Sturm“ spielt teilweise in Gusow. Ste.

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