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Russisches Hauptquartier im Tschetschenienkrieg. Schneebedecktes Massengrab in Chankala am Stadtrand von Grosny im Februar 1997.

© laif/NOOR/Stanley Greene

Tagesspiegel Plus

Fremdsprachenstunde für Friedenstauben: Gewalt ist eine Sprache, in der Russland codiert ist

In Russland zählt nur eines: Gewalt, schreibt der deutsche Schriftsteller Boris Schumatsky über sein Geburtsland. Er lernte diese Sprache früh und entziffert heute Putins Propaganda.

Ein Essay von Boris Schumatsky

Ich schaue vom Rand einer Grube auf hineingeworfene Leichen, und ich frage mich, ob der junge Mann, der nur einen Gummistiefel trägt, gegen die russische Armee gekämpft hat und ob die Frau neben ihm wirklich Zivilistin war. Trainingshosen, alte Socken, bunte Kopftücher. Die Grube liegt irgendwo in Grosny, es ist Februar 1995, zwischen halbzerstörten Wohnblocks ist niemand zu sehen, die Russen schießen auf Passanten. Neben der Grube sehe ich mehr Tote, es stinkt, und heute bin ich angewidert von mir selbst, wie ich da stehe und mich nicht auch mitgestorben, miterschossen fühle.

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