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Kultursenator Joe Chialo, Elke Büdenbender und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gehörten mit dem ukrainischen Botschafter Oleksij Makejew zu den Ehrengästen im Park von Schloss Schönhausen.

© dpa/Jörg Carstensen

Das Ukrainian Freedom Orchestra in Berlin : Europas Freude wird zu Ukraines Ruhm

Am Unabhängigkeitstag des Landes spielt das Ukrainian Freedom Orchestra im Schlossgarten Schönhausen. Die Europahymne ertönt an diesem besonderen Abend auf Ukrainisch - und mit geändertem Text. 

Von Lara Hankeln

„Wir wissen alle, dass dies kein normales Orchester ist.“ So kündigt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den Auftritt des Ukrainian Freedom Orchestra im Schlossgarten Schönhausen an. Das Orchester besteht nämlich aus Exilukrainen sowie ukrainischen Mitgliedern europäischer Orchester. Einige der Musiker haben eine Sondererlaubnis der ukrainischen Regierung erhalten, damit sie Teil des Orchesters sein können statt Militärdienst zu leisten.  „Sie kämpfen sozusagen musikalisch für die Unabhängigkeit und Freiheit der Ukraine“, sagt Steinmeier.

Berlins Kultursenator Joe Chialo bezeichnet das Orchester, das unter der Schirmherrschaft der First Lady der Ukraine Olena Zelenska steht, als „Botschafter für den Friedenswillen der Ukraine“. Auch der Anlass ist symbolträchtig: Der 24. August ist der ukrainische Unabhängigkeitstag. Seit diesem Tag im Jahr 1991 ist das Land ein unabhängiger Staat.

Beethoven verbindet

Im Publikum tragen viele Frauen und Kinder Kleider oder Blusen mit weiten Ärmeln und großflächigen, bunten Blumen: traditionelle Kleidung der Ukraine. Bundespräsident Steinmeier begrüßt diese Menschen explizit: „Hier in Berlin sind seit dem ersten Tag des Krieges sehr viele Geflüchtete aus der Ukraine angekommen und ich nehme an, dass viele von ihnen heute hier sind.“ 

Das Konzert ist Teil des kostenlosen Berliner Kultursommerfestivals. Zum Höhepunkt wird Beethovens „Ode an die Freude“: Die Melodie, seit 1985 offizielle Europahymne, erklingt am Donnerstag auf Ukrainisch, gesungen vom Ukrainian Freedom Chorus. Viele Menschen im Publikum greifen zum Handy, um den Moment festzuhalten.  

Eine Zeile wurde bei der Übersetzung verändert: Statt „Freude“ singt der Chor „Ruhm“, slawa. „Im Jahre 1989 errichtete der Komponist Leonard Bernstein dem Mauerfall ein musikalisches Denkmal“, sagt Oleksii Makeiev, der ukrainische Botschafter. „Das Wort Freude ließ er in der Ode durch Freiheit ersetzen.“ Die erneute Textänderung sieht er als Weiterführung: „Ich erlaube mir zu sagen, dass die europäische Hymne heute auch Ruhm der Ukraine bedeutet.“ 


Der Botschafter endet mit dem Ruf „Slawa Ukrajini“ und von den Zuschauer:innen schallt es „Herojam Slawa“ zurück, den Helden Ruhm, ein Ausdruck nationalen Stolzes und Widerstand gegen Russlands Überfall.  Der Abend unter der Leitung der kanadisch-ukrainischen Dirigentin Keri-Lynn, bei dem neben Beethovens Neunter auch Werke von Verdi und Yevhen Stankovych erklingen, symbolisiert die deutsch-ukrainische Verbundenheit. Steinmeier versichert, „die Menschen in Deutschland begleiten den Freiheitskampf mit großer Anteilnahme und Bewunderung. Wir bleiben fest an der Seite der Ukraine, wir unterstützen sie mit unseren Möglichkeiten und das auch auf dem Weg in die Europäische Union.“ Makeiev stimmt zu: „Auf Deutschland ist Verlass!“ 

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