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Kultur: Dauerwellen

Ein Fest für die Moderne: die New Yorker Herbst-Auktionen bei Sotheby’s und Christie’s

Er habe für die Familie gekauft, sagte Olivier Berggruen, der Sohn des Berliner Museumsstifters, nachdem er bei Sotheby’s in New York 13,7 Millionen Dollar für „Nu Jaune“ geboten hatte. Alle waren überrascht, als Berggruen für die Gouache auf Papier das Dreifache der Schätzung bot. Dabei liegt auf der Hand, was die Picasso-Kenner an dem Blatt von 1907 anlockt: Mit dem kraftvollen Strich, den kühnen Farben und archaischen Formen handelt es sich um eine der ersten Studien für Picassos bahnbrechende „Demoiselles d’Avignon“.

Es war nicht das einzige Spitzenstück bei den New Yorker Herbstauktionen. Vor allem der Nachlass des Chicagoer Ehepaars Bette und Neison Harris, Erfinder eines Dauerwellen-Home-Sets, enthielt neben vielen Juwelen auch herausragende Kunst und spielte bei Christie’s 60 Millionen Dollar ein: Spitzenlos war Toulouse-Lautrecs „La Blanchisseuse“, das erste Meisterwerk des 22-jährigen Frühreifen. Ein ungewöhnliches Bild, viel nachdenklicher als die Plakate und Lithographien, die man normalerweise von ihm auf Auktionen findet. Vielleicht ein Grund dafür, dass mit 22,4 Millionen Dollar zwar ein Rekordpreis erzielt wurde, es aber unterhalb der Schätzung von Christie’s blieb.

Die Auktionen brachten enorme Umsätze: 161 Millionen Dollar nahm Christie’s ein, 130 Millionen Sotheby’s. War das eingelieferte Material tatsächlich so gut? Oder kehren die Klassiker wieder in die Gunst zurück, weil sie im Vergleich mit den unentwegt im Preis steigenden Zeitgenossen  fast schon wieder günstig sind? Eine Flut von Monets wurde gut verkauft – ein Seerosenbild bei Christie’s für 14 Millionen Dollar, eine Venedigansicht bei Sotheby’s für 12 Millionen und eine Version des „Pont Japonais“ konnte mit 5 Millionen Dollar seine Taxe sogar verdoppeln. Das Stillleben „Pommes et gâteaux“ von Cézanne aus französischem Familienbesitz und konnte bei Christie’s seine Taxe auf 10 Millionen Dollar mehr als verdoppeln. Ein Stillleben Pierre Bonnards kostete fast 7 Millionen Dollar und eine große Landschaft von Pissaro über 5 Millionen Dollar. Sotheby’s hatte Bethe Morisots „Cache-Cache“ im Angebot, ein ländliches Mutter-und-Kind-Idyll, das seit seinem Verkauf aus der Whitney Sammlung 1999 für 3,5 Millionen Dollar zweimal verkauft wurde und immer im Preis stieg – nun brachte es mit 5,1 Millionen Dollar einen neuen Rekord.

Weiter hoch im Kurs liegt auch die Kunst des frühen 20. Jahrhunderts: Ein großartiger Miró erzielte bei Christie’s 7,7 Millionen Dollar, Alexej von Jawlenskys „Sizilianerin mit grünem Schal“ bei Sotheby’s 5,1 Millionen Dollar. Einen der schönsten Preise aber spielte Sotheby’s ganz im Verborgenen ein: Conrad Felixmüllers Porträt des Komponisten Clemens Braun, das Sean Connery (gut beraten offenbar von seinem Sohn Stephan, der bei Sotheby’s Experte ist) 1994 bei der Konkurrenz in London für 95000 Pfund gekauft hatte. Nun war es auf über 300000 Dollar geschätzt – und wurde für einen großartigen Rekordpreis von 1,13 Millionen Dollar zugeschlagen.

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