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Kultur: Debüt im Überschwang

Alan Gilbert bei den Berliner Philharmonikern

Im dritten Satz der F-Dur-Symphonie von Johannes Brahms, wenn die Streicher ins Pianissimo gehen und eines der vielen schönen Hornsoli des Abends ertönt, dann ereignet sich ein Moment zum Aufhorchen. Denn da hält der Dirigent Alan Gilbert sich plötzlich in seinem gleichförmigen Taktieren zurück, um auf das Angebot der Musiker zu hören, die Partnerschaft mit den Berliner Philharmonikern anzunehmen. Das ist eine Stelle, aus der Musik wird. Im Übrigen setzt er mehr auf seine dirigentische Leidenschaft als auf die lieblichen Gefühle.

Alan Gilbert stammt aus New York, ist preisgekrönt, viel herumgekommen und seit dem Jahr 2000 Chef des Königlichen Philharmonischen Orchesters Stockholm. In Berlin, wo er anstelle des erkrankten Bernard Haitink vor den Philharmonikern steht (noch einmal heute), kommt ihm der Einspringer-Bonus zugute. Er durfte das Programm vereinfachen und statt der vorgesehenen Kompositionen von Haydn und Bartók die „Frühlingssymphonie“ Robert Schumanns der Dritten von Brahms folgen lassen. Dieses Werk kommt seinem Überschwang entgegen. Gilbert aber sucht unvermittelt zusammenzuschmelzen, was eigentlich heterogene Elemente sind: Monumentalität und lyrischer Kammerstil.

Wie auch bei Schumann ergibt sich aus den kreisenden Bewegungen und dem erstrebten Feuer Gilberts eine Art von pauschalem Schwung. Schumanns Orchestersatz mit feinem Ohr auszuhören, gelingt ihm vielleicht ein anderes Mal. Vorerst hat er bei den Philharmonikern als Energiebündel debütiert.

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