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KONWITSCHNY TRIFFT LEHÁR„Land des Lächelns“ an der Komischen Oper: Dein ist mein ganzer Schmerz

Husarenoberleutnant Gustl von Pottenstein hat es erwischt: Er ist rettungslos in Prinzessin Mi verliebt. Und auch sie zeigt sich einem Flirt nicht abgeneigt.

Husarenoberleutnant Gustl von Pottenstein hat es erwischt: Er ist rettungslos in Prinzessin Mi verliebt. Und auch sie zeigt sich einem Flirt nicht abgeneigt. Wenn da nicht ein Problem wäre: „Ach, du süßes kleines China-Girl“, seufzt Gustl, „warum bist du kein Wiener Girl?“ Dann nämlich sähe die Sache einfacher aus, und die Verlobung wäre so gut wie abgemacht. Oder doch nicht?

Als Franz Lehárs „Land des Lächelns“ 1929 im Berliner Metropol-Theater seine Uraufführung erlebte, hatte die Exotismus-Welle in Mitteleuropa gerade ihren Höhepunkt erreicht. Vier Jahre später wurde die Vision vom fernen China für viele dann zum realen Hoffnungstraum: 18 000 europäische Juden flüchteten vor dem Terrorregime der Nazis nach Schanghai. Es war der einzige Hafen der Welt, der sie ohne Einreisevisum an Land ließ. Im schwülheißen Klima Südchinas lernten sie vielleicht nicht das sprichwörtliche Lächeln, aber sie überlebten.

Wenn Regisseur Peter Konwitschny den größten Hit der „silbernen Operette“ jetzt an der Komischen Oper inszeniert, interessieren ihn die Schauplätze der Handlung nur im übertragenen Sinn. Bei ihm geht es nicht um kulturelle Konflikte, um das Aufeinanderprallen von asiatischer und europäischer Lebensweise. Er führt die Story zurück auf das Urthema der Menschheit: den hoffnungslosen Kampf von Mann und Frau, miteinander glücklich zu sein. „Sou-Chong ist deshalb ein Europäer, der erst auf der Bühne durch den Maskenbildner zum Chinesen gemacht wird“, erklärt Konwitschny. „Und im Bühnenbild ist Wien die Kehrseite von China.“ Warum in die Ferne schweifen? Siehe, das Ungute liegt so nah. Frederik Hanssen

Komische Oper, So 1.7. (Premiere), 19 Uhr, ab 12 €

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