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Kultur: Depeche Mode

Diese Woche auf Platz 3: „Remixes 81-04“

„Am Anfang war die 12-Inch-Single", schreibt Paul Morley im CD-Booklet, dann kam der Remix. Gleich im nächsten Satz schränkt er ein: Natürlich gibt es den Remix schon länger. Aber zur Blüte gelangte er in den 80ern. Was dieses Jahrzehnt betrifft, ist Morley ein Kronzeuge. Er war gefürchtet als Kritiker des New Musical Express und gründete mit dem Produzenten Trevor Horn das Label ZTT, das seinerzeit Frankie Goes To Hollywood, Grace Jones oder Art Of Noise veröffentlichte. Trotzdem: Man sollte Anfang der 80er noch von zarten Knospen sprechen. Ein Remix bedeutete damals meist: längeres Intro, nach vorn gemischte Rhythmusgruppe und ein paar Effekte. Heute ist der Remix oft ein komplett anderes Stück. Musikalisches Rohmaterial ist digital und frei konvertierbar. Es gibt keine heiligen Töne. Musik, einmal aufgenommen, beginnt ein eigenes Leben. Sie ist nie fertig.

Will man die Entwicklung des Genres studieren, kann man das am Beispiel von Depeche Mode tun, die als milchgesichtige Boyband begannen, kurz bevor das Sampling marktfähig wurde, und ein Vierteljahrhundert später als missing link zwischen Kraftwerk und U2 angesehen werden. Eine Band, die nach einem Vierteljahrhundert noch als so jung gilt, dass Dave Gahan, ihr Sänger, für H & M posiert. Einige Versionen, etwa von Kruder & Dorfmeister, den Lordsiegelbewahrern des Remix-Wesens, sind bekannt geworden, als wären’s eigene Stücke. Die neuen Mischungen, etwa von Goldfrapp, spielen auf der Höhe aktueller Sound-Moden. Auf dem letzten Stand des Marketings ist auch, dass die Remix-Kollektion in drei Fassungen auf den Markt kommt, mit ein, zwei oder drei CDs. Damit ist der Dschungel der Versionen noch schwerer zu durchschauen.

Ralph Geisenhanslüke

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