zum Hauptinhalt

Kultur: Der billige Ludwig

ist leider schon über dreißig Deutschlands Konzertdirektionen sind wütend. Lange schon schwelt der Konflikt der kommerziellen Veranstalter mit den staatlich subventionierten Kulturinstitutionen: Sobald ein Orchester sich jenseits seiner Kernaufgabe als Veranstalter betätigt und ein fremdes Ensemble einlädt, sobald ein Opernhaus versucht, das brachliegende Genre Liederabend zu beleben, argwöhnen die Privaten eine Konkurrenz auf dem ohnehin schon engen Markt.

ist leider schon über dreißig Deutschlands Konzertdirektionen sind wütend. Lange schon schwelt der Konflikt der kommerziellen Veranstalter mit den staatlich subventionierten Kulturinstitutionen: Sobald ein Orchester sich jenseits seiner Kernaufgabe als Veranstalter betätigt und ein fremdes Ensemble einlädt, sobald ein Opernhaus versucht, das brachliegende Genre Liederabend zu beleben, argwöhnen die Privaten eine Konkurrenz auf dem ohnehin schon engen Markt. Von Dumpingpreisen ist die Rede, von unlauterer Quersubventionierung. Ganz abwegig ist das natürlich nicht, der konkrete Vorfall, über den sich der Verband der deutschen Konzertdirektionen diesmal erbost, verwundert allerdings doch: Die durch einen Sponsor ermöglichte Aktion der Staatsoper , 5000 Tickets in allen Kategorien zum Einheitspreis von sieben Euro an Menschen unter 30 abzugeben, hat den Verband in der letzten Woche veranlasst, in einer Presseerklärung gegen dieses „sinnlose Dumping“ zu protestieren.

Das ist nachgerade absurd – was könnte es schließlich Sinnvolleres geben, als die Hemmschwellen gegen Hochkultur durch ein solches Angebot abzubauen? Beim Publikum ist die bis zum Spielzeitende am 6. Juli andauernde Staatsopern-Aktion bisher glänzend angekommen, nicht anders als die sommerlichen Niedrigpreis-Aktionen, die Staats- und Komische Oper früher veranstaltet haben. Erstaunlicherweise hat sich dabei gezeigt, dass die Jugend vor allem auf die großen Hits setzt: Während die Kontingente für Donizettis „Liebestrank“ und Puccinis „La Bohéme“ schon fast aufgebraucht sind, gibt es für die Uraufführung von Hans Zender s neuer Oper Chief Joseph am Donnerstag (19 Uhr) noch reichlich Karten.

Grund zum Klagen hatten in der Vergangenheit eher diejenigen, die lieber ins Konzert als in die Oper gehen. Doch auch das ist diesmal anders, Barenboim sei Dank. Denn die Ermäßigung gilt auch für den Beethoven-Sonatenzyklus , den der Opernchef derzeit in seinem Stammhaus absolviert (siehe Seite 25, nächste Termine: heute und Dienstag). Ach ja, Hartz-

IV-Empfänger kommen mit Glück sogar für drei Euro rein. Seltsam eigentlich, dass die Konzertveranstalter dagegen noch nicht protestiert haben.

Jörg Königsdorf

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false