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Edgar Selge verschlägt es als Musiklehrer nach Brasilien - wo ihm alles gestohlen wird. Die Spur führt ins Jugendgefängnis.

© Dan Behr/Filmverleih

Der Film "Bach in Brazil": Ein Notenblatt - ein echter Bach!

Rundum liebenswert: Der Film "Bach in Brazil", mit Edgar Selge als Musiklehrer, den es in einen brasilianischen Jugendknast verschlägt.

Sein Instrument ist bauchig, und es sieht ein bisschen so aus, als würde sich Musiklehrer Marten (Edgar Selge) heimlich daran festklammern. Das milde funkelnde Metallteil erinnert an eine eingelaufene Tuba, der Spieler hat alle Mühe, ihren kugeligen Klang im Fluss zu halten. Er will Barockmusik darauf spielen: Bach, den großen Meister. Der beige Schuh klopft den Takt, doch Marten tritt auf der Stelle: Seine große Zeit als enthusiastischer Euphonium-Solist an der Seite von Jugendfreund Karl liegt Jahrzehnte zurück. Alles schien möglich, damals. Doch Karl wanderte nach Brasilien aus. Heute darf Marten nicht mal mehr beim Bückeburger Bachfestival auftreten, da hilft auch die Begleitung seiner aus der Ferne anhimmelnden Kollegin (Franziska Walser) nicht.
Der stoisch mit Resignation ringende Marten wird aus der Alltagsbahn geworfen, als Karl stirbt und ihm ein Notenblatt vermacht – eine ganze Seite echten Bach! Nur holen muss sie sich der Eigenbrötler schon selbst. Widerstrebend bis in die letzte Faser seines beim Unterrichten krumm gewordenen Körpers macht er sich auf die Reise und hängt plötzlich fest in der Fremde der Barockstadt Ouro Preto. Man hat ihm alle Habseligkeiten geklaut, seinen Bach inklusive.

Edgar Selge als verklemmter Enthusiast rührt zart ans Herz

Die Spur führt in den örtlichen Jugendknast, wo die Ankunft eines Musikers aus Europa Hoffnungen weckt. Marten soll für die Straßenjungs spielen, doch allein mit seinem Euphonium im Gefängnishof fliehen ihn die Töne, sein Bach ist am Versiegen. Erst als er mit sanfter Erpressung dazu gebracht wird, mit den Kids zu musizieren, macht er sich auf zu den Quellen der Musik. Vielleicht ist mit seiner neuen Combo ja sogar ein furioser Auftritt in der Heimat möglich. „Berlin!“, ruft ihm ein kleiner Mitspieler mit strubbligen Zähnen immer wieder aufgeregt entgegen. „Bückeburg“, korrigiert Marten beständig, doch die Begeisterung hat ihn da längst wiedererkannt und mit offenen Armen aufgenommen. Regisseur Ansgar Ahlers ist mit „Bach in Brazil“ ein rundum liebenswerter Film gelungen, der das Märchen nicht scheut. Warum auch: Edgar Selge als verklemmter Enthusiast rührt zart ans Herz, seine brasilianischen Kids bringen es zum Tanzen.

In Berlin in den Kinos Cinemaxx Potsdamer Platz,Kant Kino, Kino in der Kulturbrauerei

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