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Kultur: Der heimliche Raum

Dominik Lang brilliert mit einer Installation in der Galerie Krobath.

Sogar der Katze steht ein Türchen offen. Alles ist durchlässig in dem ausgeklügelten Raum, den der tschechische Künstler Dominik Lang in der Galerie Krobath installiert hat. Bewegliche Paneele lassen sich auf- und zuklappen, provisorische Möbel können passgenau in die Bodenplatten gefügt werden. Alles atmet Freiheit zwischen diesen variablen Wänden. Gleichzeitig lässt Lang sichtbar werden, wie Gedanken verkümmern, wenn ihnen die Luft ausgeht.

Schon während der Biennale in Venedig 2011, als der Künstler den Pavillon von Tschechien und der Slowakei gestaltete, integrierte er die Werke seines Vaters. In die Berliner Installation hängt der 31-Jährige nun Fotos einer Plastik von Jiri Lang, der in den fünfziger und sechziger Jahren große Skulpturen schuf, die in ihrer Geradlinigkeit an die Moderne eines Hermann Blumenthal erinnern. Für den Sohn waren es die schönsten Figuren, die er je gesehen hatte, doch dem Vater fehlte im hermetischen System des Sozialismus die Resonanz. Seine Kunst verstummte. Nach dem Einmarsch der sowjetischen Truppen in Prag hielt er sich mit Kleinplastiken über Wasser. Eines dieser Wesen hängt verstaubt in der Ausstellung.

Mit seiner „Private Collection“ (Preis auf Anfrage) stößt Dominik Lang die Türen zur Vergangenheit auf. Er befragt seine Herkunft, sucht die Begegnung mit der vergessenen Generation. Dabei verknüpft er alles mit allem, überblendet das Atelier seines Vaters mit dem eigenen Studio. Die benutzten Holzplatten der Wandverkleidung sind durch Scharniere verbunden. Fast scheinen diese funkelnden Metallbänder symbolisch für eine Generation, die als Verbindung zwischen den Zeiten fungiert. Gleichzeitig zeichnet Lang seine eigene Passage nach. Die Tonfigur der Katze auf der Konsole ist ein Kinderwerk. Fotos zeigen die Arbeit des konstruktivistischen Bildhauers Stanislav Kolíbal, die er als Student kopierte. 18 Jahre durfte Kolíbal nicht ausstellen. So versetzte er die Wände und die Decke seines Studios immer wieder neu, schuf Räume der Freiheit in der Begrenzung. Man kann sich lange vertiefen in diesen Erinnerungsstrom und findet überall stille Pointen. Auch die Besucher pendeln in der Ausstellung von Vergangenheit zu Gegenwart und wieder zurück. Der raffinierte Perspektivwechsel zwischen starrem System und offenem Raum, zwischen individueller Erinnerung und kollektivem Gedächtnis lässt die „Private Collection“ zu einem Ort werden, an den man immer wiederkehren möchte. Simone Reber

Galerie Krobath, Marienstr. 10; bis 18. Februar, Do - Sa 11 - 18 Uhr

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