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Kultur: Der Magier

Grübers Bühnenbildner: zum Tod von Gilles Aillaud

Der Maler und Bühnenbildner Gilles Aillaud ist, wie erst jetzt bekannt wurde, am 24. März in Paris gestorben. Gilles Aillaud: Mit seinem Namen verbinden sich in Berlin die nachhaltigsten Theatererlebnisse der Siebziger- und Achtzigerjahre. Aillaud war Klaus Michael Grübers Szenograf. Wenn man von Grüber spricht, dann muss man auch an Aillaud denken: Ihre lange gemeinsame Theaterarbeit begann 1974 epochal, mit den „Bakchen“ des Euripides. Ivan Nagel sagte einmal, dies sei die schönste Aufführung seines Lebens gewesen. Und er ist nicht der einzige. In Paris schufen Grüber und Aillaud 1975 den „Faust Salpetrière“, Goethe in einer Krankenhauskapelle. Sieben Jahre später wieder „Faust“, in der Freien Volksbühne Berlin mit Bernhard Minetti und Peter Fitz. Extreme Reduzierung in Raum, Gestik, Personal. 1984 der unvergessliche Tschechow im Probenraum der Schaubühne, Cuvrystraße. Russlands Elend und Eleganz – „An der großen Straße“. Das geniale Gegenstück zu Peter Steins Opulenz der „Drei Schwestern“. Am Lehniner Platz entwarf Aillaud für Grübers Inszenierungen des „Hamlet“ und „König Lear“ die Bühnenräume.

Aillaud, 1928 in Paris geboren, studierte Philosophie und Literatur, ehe er sich der Malerei zuwandte. Mit den Künstlerfreunden Eduardo Arroyo und Antonio Recalcati (auch diese beiden haben als Bühnenbildner für Grüber gearbeitet) erregte er 1965 mit der Ausstellung „Vivre et laisser mourir ou La Fin tragique de Marcel Duchamp“ Aufsehen: Man attackierte die amerikanische Pop-Art. Aillaud, der fast ausschließlich Tiere malte, stand jenseits der Moden. Ein Universalgeist, streitbar in seinen Schriften über die Kunst, ingeniös auf vielen Feldern. Für das Theater schrieb er die Stücke „Vermeer et Spinoza“ und „Le Masque de Robespierre“. Gilles Aillaud wollte die Welt nicht verändern. Aber er hat sie mit dem Geheimnis seiner Kunst reicher gemacht.

Rüdiger Schaper

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