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Bernd Kauffmann

© picture alliance / dpa

Bernd Kauffmann wird 70 und verlässt Neuhardenberg: Der Schlossgeist geht

Der langjährige Generalbevollmächtigte Bernd Kauffmann hat das Schloss Neuhardenberg zu einem wahren Kulturjuwel gemacht. Jetzt wird der Kulturmanager 70 Jahre alt - und verkündet seinen Abschied.

Er gilt als einer von Deutschlands einflussreichsten Kulturmanagern. Diese Bezeichnung ist insofern etwas irreführend, als man Bernd Kauffmann durchaus einen Kulturunternehmer nennen sollte. Zwar handelt er nicht auf eigene Rechnung, aber vom intellektuellen Temperament und auch Wagemut her erinnert Kauffmann doch allemal an einen auf Neuland, Experimente und Erfindungsgeist geeichten Entrepreneur.

Heute feiert der in Berlin lebende Generalbevollmächtigte der Stiftung Schloss Neuhardenberg seinen 70. Geburtstag – und gibt zum Beginn des neuen Jahres diesen Posten, weil nichts ist ewig, mit einem feucht lachenden Auge auf. Vor 13 Jahren hatte er begonnen, das 3000-Einwohner-Dorf 70 Kilometer östlich von Berlin wieder ins deutsche und mitunter auch kultureuropäische Bewusstsein zu heben. Möglich war das, weil der Deutsche Sparkassen- und Giroverband sich des zu DDR-Zeiten heruntergekommenen Schlosses Neuhardenberg angenommen hatte – als Symbol des kulturellen Engagements der über 400 mittelständischen deutschen Kreditinstitute.

So wurde das von Schinkel entworfene klassizistische Anwesen mit Schloss und Kirche aufwendig restauriert, wurde der von Lenné und Hermann Fürst von Pückler-Muskau angelegte Schlosspark neu gestaltet und die einstigen Ställe und Gesindetrakte in ein Hotel sowie eine Ausstellungs- und Veranstaltungshalle mit angeschlossenem Restaurant verwandelt. Die Bundesregierung hat hier getagt, der Sparkassenverband hält Konferenzen ab, vor allem aber bespielte Bernd Kauffmann mit seinem Team die Anlagen als Kulturjuwel. Ob Peter Stein mit Klaus Maria Brandauer in der Schinkelkirche Beckett aufführte, ob Völker Schlöndorff mit Angela Winkler und Hans Michael Rehberg Tolstoi in den Sommertheaterpark holte, ob Daniel Barenboim oder Udo Lindenberg musizierten (und Udo auch seine Bilder zeigte), ob Cornelia Froboess oder Ulrich Matthes Lieblingsgeschichten lasen: Es war manchmal, als sei Berlin aufs Land gezogen und als wehte ein Zauberwind in die so lange arme, vergessene Provinz.

Bernd Kauffmann hatte für all das ziemlich reichlich Geld, vor allem jedoch Ideen. Für eine alte Kulturlandschaft und auch den politischen Reformgeist, der sich mit dem Namen Hardenberg seit nach-napoleonischen Zeiten bis zum Widerstand gegen das Hitlerregime verbunden hat. Kauffmann selber hatte als musischer Jurist im niedersächsischen Kultusministerium (mit dem Segen auch des damaligen Ministerpräsidenten Gerhard Schröder) Karriere gemacht. 1990 gründete er das Braunschweiger Avantgardefestival Theaterformen, war ab 1992 Präsident der Stiftung Weimarer Klassik, initiierte das zu seinen Zeiten brillante Kunstfest Weimar und eben dort vor 15 Jahren zusammen mit Daniel Barenboim und dem Orientalisten Edward Said das West-Eastern Divan Orchestra.

Nun übernimmt Heike Kramer vom Veranstaltungsmanagement des Sparkassenverbands den Job in Neuhardenberg. Kauffmann aber bleibt Leiter des Wolfsburger Movimento-Festivals – und hoffentlich ein Anreger noch für viele künstlerische Projekte.

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