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Kultur: Der zirsensische Maestro - Er bringt sogar den Glamour ans Dirigentenpult

Eines gestehen Lorin Maazel seine schärfsten Kritiker zu: Kein Dirigent hat es je zu einer derart vollkommenen Beherrschung des Taktstocks gebracht wie der 1930 geborene Franko-Amerikaner. Auftritte Maazels sind immer Konzerte für Taktstock und Orchester, in denen das 20 Zentimeter lange Balsaholz-Stäbchen zum Virtuosen-Instrument transzendiert.

Eines gestehen Lorin Maazel seine schärfsten Kritiker zu: Kein Dirigent hat es je zu einer derart vollkommenen Beherrschung des Taktstocks gebracht wie der 1930 geborene Franko-Amerikaner. Auftritte Maazels sind immer Konzerte für Taktstock und Orchester, in denen das 20 Zentimeter lange Balsaholz-Stäbchen zum Virtuosen-Instrument transzendiert. Mit seismographisch feinen Ausschlägen, bravourösen Sprüngen und ausgezirkelten Pirouetten erfüllt Maazel die Perspektive zirzensischer Brillanz, die einen wesentlichen Teil der Faszination des Dirigentenberufs ausmacht. Eine selbstbewusst ausgestellte Meisterschaft, die ihm in den letzten Jahren bisweilen den Vorwurf der Oberflächlichkeit eingetragen hat. Deren Showcharakter mag auch mitverantwortlich dafür sein, dass der in dritter Ehe mit der Schauspielerin Dietlinde Turban verheiratete Maazel als einer der wenigen Klassik-Künstler einen Star-Status genießt, für den sich auch die Yellow Press interessiert. Für Berlin ist er freilich weit mehr als ein glamourumwitterter Pult- und Schallplattenstar: Wenige Dirigenten haben das Musikleben der Stadt in den letzten 50 Jahren so geprägt wie das einstige Dirigierwunderkind Maazel. Vor allem seinem Wirken als Chefdirigent des Rundfunk-Sinfonieorchesters (heute: DSO) und als Generalmusikdirektor der Deutschen Oper von 1965 an ist es zu verdanken, dass West-Berlin auch in der Hochzeit der Ära Karajan nicht nur als die Philharmoniker-Stadt, sondern als Musikmetropole wahrgenommen wurde. Mit den Philharmonikern verbindet ihn heute wieder eine enge Beziehung, nachdem Maazels enttäuschte Hoffnungen auf die Karajan-Nachfolge nach 1989 zu einer zehnjährigen Zäsur geführt hatten. Heute wird er, der neben seinem Engagement als Chefdirigent des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks in den letzten Jahren auch als Komponist hervortrat, siebzig Jahre alt. Die ARD strahlt aus diesem Anlass am 8. März um 23 Uhr unter dem Titel "Herr der Töne" ein Porträt des Dirigenten aus - wir gratulieren zum Tage.

Jörg Königsdorf

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