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Kultur: Deutscher Bau

Das DAM Frankfurt zeigt Architektur aus dem Koffer

Peter Cachola Schmal hat im vergangenen Jahr für die internationale Architektur-Biennale in São Paulo (die wichtigste nach Venedig) den deutschen Länderbeitrag kuratiert. Aus der Lager- und Lichtnot in der dortigen Halle machte der Direktor des Deutschen Architekturmuseums in Frankfurt am Main eine Tugend und packte die Skizzen, Fotos und Modelle von 16 Architekturbüros in große Alukoffer: ein Symbol für den Aufbruch der Deutschen in die globalisierte Bauwelt, unter dem passenden Ausstellungstitel „Ready for Take-off“.

Jetzt ist die Schau unverändert in Frankfurt zu sehen, muss aber hier das Imageproblem der heimischen Baumeister erklären. Immerhin ist unter den 20 internationalen Stararchitekten kein Deutscher. Weshalb? Möglicherweise sind ihre Ideen nicht einprägsam genug, möglicherweise können sie ihre Visionen nicht gut darstellen.

Dafür bieten die deutschen Architekten eine Qualität in der Breite. Jenseits der deutschen Grenzen wird von ihnen Know-how erwartet und erst an zweiter Stelle prägnante Architektur. Das belegt die Ausstellung sehr anschaulich an Architekten mit ihrem ersten Bau im Ausland und einem bereits beendeten Bau in Deutschland. Verzichtet wurde auf Büros wie Albert Speer oder Gerkan, Marg und Partner, die bereits seit Jahrzehnten im Ausland tätig sind. Auch Eckhard Gerber ist schon lang im Geschäft. Doch ein Projekt im Ausland hat er erst jetzt – dank der bestechenden Idee, die kreuzförmige Nationalbibliothek in Riad hinter einer rechteckigen Umhüllung zu verbergen. Deutsche Architekten haben also durchaus originelle Entwürfe zu bieten.

Ohnehin bekommen die Deutschen oft erst dann eine Chance im Ausland, wenn es schwierig wird. So baut der 47-jährige Christoph Ingenhoven in Sydney das erste Öko-Hochhaus Australiens. Vielleicht haben deutsche Architekten nicht das Zeug zum Star. Aber viele aus der jüngeren Generation, die jetzt im Ausland auftreten, arbeiteten zuvor für ausländische Büros, die in Deutschland bauten. Das lässt hoffen, zumal unter den 1200 Mitarbeitern eines Stararchitekten wie Norman Foster mehr als 200 deutsche Baumeister sind. Christian Huther

Deutsches Architekturmuseum, Schaumainkai 43, bis 2. 11. Katalog 29 €

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