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Kultur: Die alte Garde

Die Symbiose zwischen fernöstlicher und europäischer Musik, wie sie der 1996 verstorbene Japaner Toru Takemitsu in seinen Kompositionen verwirklichte, übt immer wieder eine außergewöhnliche Anziehungskraft aus.Vor allem dann, wenn ein von solch imaginärer Vieldeutigkeit getragenes Stück von Takemitsu wie "From far beyond Chrysanthemus and November Fog" dann auch mit einer schwebenden Leichtigkeit und impressionistisch gefärbten Klangschönheit gespielt wird wie von Pinchas Zukerman und Marc Neikrug.

Die Symbiose zwischen fernöstlicher und europäischer Musik, wie sie der 1996 verstorbene Japaner Toru Takemitsu in seinen Kompositionen verwirklichte, übt immer wieder eine außergewöhnliche Anziehungskraft aus.Vor allem dann, wenn ein von solch imaginärer Vieldeutigkeit getragenes Stück von Takemitsu wie "From far beyond Chrysanthemus and November Fog" dann auch mit einer schwebenden Leichtigkeit und impressionistisch gefärbten Klangschönheit gespielt wird wie von Pinchas Zukerman und Marc Neikrug.So kurz es auch war, es verlieh dem Programm den faszinierenden zeitgenössischen Bezugspunkt.

Zukerman und Neikrug wiesen bei ihrem Duoabend in der Philharmonie nicht allein mit dem kleinen Stück von Takemitsu, sondern auch mit der nicht minder wie eine Erstaufführung wirkenden Grande Sonate in E-Dur op.19 des Mozart-Sohnes Franz Xaver darauf hin, daß sie auf effektvolle Virtuosenstücke gut verzichten können.Franz Xaver Mozarts Violinsonate ist übrigens, so graziös sie im ersten und aufgeweckt im letzten Satz daherkommt, nicht viel mehr als eine kompositorische Nettigkeit.Das empfindsame, leicht belkantistische Andantino hat übrigens Pinchas Zukerman zu einem etwas süßlichen Geigenlyrismus verleitet.Aber gerade das musikalisch Intime, Verhaltene und glücklicherweise auch Neue scheint diesen Könnern der alten, aber keinesfalls altmodischen Solistengarde Freude zu bereiten.

Auch bei Schumanns a-Moll-Sonate op.105, der sie zum Schluß Beethovens kontemplativ-heiterer G-Dur-Sonate op.96 folgen ließen, trumpften sie in keinem Takt auf, sondern beeindruckten ohne jeden sensationellen Zug durch ein Musizieren von Intensität, durch ein schön gestuftes, singendes Espressivo, durch ein kunstvoll-natürliches Differenzierungsvermögen.Marc Neikrug überraschte auch an diesem Abend wieder durch einen besonders konturierten Klavierstil.Bisweilen gehen von ihm die dynamisch heftigeren Impulse, die moderneren Akzentuierungen aus.Zukermann hat neben seinem reich timbrierten Geigenton nach wie vor eine hochsensible und hellwache Musikalität in die Waagschale zu werfen.Aber beide legen einen insgesamt betont ausbalancierten Spielfluß an den Tag, integrieren so nahtlos die virtuosen Zuspitzungen in das jeweilige Gesamtbild, daß sich nirgendwo interessante Einzelheiten oder rasante Details verselbständigen.Widerborstig wie die jungen Wilden gebärden sie sich in der Tat nicht.Nein, das alles ist, wie gewohnt, gut und kultiviert, nur eben herausfordernd schon längst nicht mehr.

ECKART SCHWINGER

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