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Kultur: Die Ausstellung von Design-Studenten der Hochschule der Künste lädt nicht nur zum Betrachten ein

Kein alltägliches Geschirr, das "Lustgeschirr" für Verliebte. Die weißen muschelförmigen Porzellanschüsseln sollen zum erotischen Mahl anregen.

Kein alltägliches Geschirr, das "Lustgeschirr" für Verliebte. Die weißen muschelförmigen Porzellanschüsseln sollen zum erotischen Mahl anregen. "Wir möchten die Distanz zwischen Essen und Esser aufheben, die Verliebten sollen kleckern, herumschmieren und sich gegenseitig lustvoll füttern", sagt Lisa Kächele, die im zehnten Semester Design an der Hochschule der Künste (HdK) studiert. Gemeinsam mit Johanna Sasse entwarf sie das Geschirr, das neben einer Vielzahl anderer Objekte und Installationen unter dem Titel "Feeling inkl." ab heute im Künstlerbahnhof Westend zu sehen ist.

Nicht nur zum Betrachten wollen die HdK-Studenten verführen, sie möchten auch zum Fühlen und Schmecken einladen. Für Überraschungen sorgen kleine dunkelrote salamiähnliche Scheibchen in einer asiatisch anmutenden Verpackung, die eher Silvesterböller als etwas Essbares verspricht. Probieren geht über studieren, und siehe da, wir haben es mit getrockneten Kirschen zu tun - serviert auf dem Geschirr "Twins" von Irene Hardjanegara. Inspirieren ließ sich die gebürtige Indonesierin aus unterschiedlichen Esskulturen Europas und Asiens.

Ebenfalls aus weißem Porzellan gebrannt, kleben bei "Twins" ovale Teller und Schüsseln an den Unterseiten wie siamesische Zwillinge zusammen. Oben ist unten und unten ist oben, je nachdem, ob Flüssiges oder Festes verzehrt wird. "Ich möchte die gängigen Ess-Regeln aufbrechen und nicht mehr vorschreiben, was Vor- oder Nachspeise ist. Alles, was auf dem Tisch steht, soll frei kombiniert werden", wünscht sich die Künstlerin. Der Porzellanhersteller Rosenthal half den Studenten des Projektes "menü...eat...drink...man...woman" bei der Produktion. Doch mit klassischem Produkt-Design hat die Ausstellung wenig zu tun.

"Ich habe den Studenten mehr Freiheit und Spielraum für den Gestaltungsprozess gegeben. Eine wichtige Rolle spielen dabei auch Alltagserfahrungen", sagt Kirsten Langkilde, Professorin im Studiengang Design, die die Studierenden betreute. Und zum Alltag gehören nun einmal Essen und Erotik, siehe oben. Die Ausstellung regt zum Eingreifen und Mitmachen an - so sammelt sich jeder Besucher beim Rundgang Postkarten einzelner Ausstellungsstücke zusammen, die er vor Ort zu einem eigenen Katalog binden lassen kann."Feeling inkl." Objekte, Installationen, Video. Täglich bis zum 19. März von 14 bis 20 Uhr geöffnet. Ort: Künstlerbahnhof Westend, Spandauer Damm 89. Der Eintritt ist frei.

Sonja Kastner

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