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Kultur: Die Gartenstadt in Brieske soll bis zum kommenden Jahre nach historischem Vorbild aufgebaut werden

In dem niedrigen Mäuerchen fehlen noch einige Steine, und der Garten dahinter ist verwildert, aber das Haus inmitten der Büsche und Obstbäume erstrahlt in weichem Pastellblau. Während gleich nebenan der Betonmischer noch rattert, ist die kleine Ladenzeile wenige Schritte weiter schon schmuck hergerichtet: Die Gartenstadt "Marga" im brandenburgischen Brieske, eine der ersten Werkssiedlungen in Deutschland, erwacht langsam aus ihrem Jahrzehnte langen Dornröschenschlaf.

In dem niedrigen Mäuerchen fehlen noch einige Steine, und der Garten dahinter ist verwildert, aber das Haus inmitten der Büsche und Obstbäume erstrahlt in weichem Pastellblau. Während gleich nebenan der Betonmischer noch rattert, ist die kleine Ladenzeile wenige Schritte weiter schon schmuck hergerichtet: Die Gartenstadt "Marga" im brandenburgischen Brieske, eine der ersten Werkssiedlungen in Deutschland, erwacht langsam aus ihrem Jahrzehnte langen Dornröschenschlaf. Als eines der 19 dezentralen Expo-Projekte in Brandenburg soll "Marga" bis zum kommenden Jahr nach historischem Vorbild wieder aufgebaut sein.

Rund 78 Millionen Mark investiert die TLG Treuhand Liegenschaftsgesellschaft mbH (Berlin) in die denkmalgerechte Sanierung des Kerns der Gartenstadt, zu dem 390 Wohnungen, ein kleines Dorfzentrum, die Kirche und die Schule zählen. "Es ist keine Luxussanierung, was wir im Original belassen können, belassen wir", sagt der zuständige Architekt Olaf Gibbins. So vermitteln in einigen Häusern die Treppenstufen oder auch das eiserne Geländer noch einen Hauch der über 90-jährigen Geschichte der Werkssiedlung.

Die "Arbeiter-Gartenstadt" wurde ab 1907 von der "Ilse-Bergbau-AG" nach englischem Vorbild erbaut. Da der damalige Generaldirektor alle seine Projekte nach weiblichen Vornamen aus seiner Familie benannte, wurde "Marga" geboren. Auf dem Areal entstanden 100 Siedlungshäuser im späten Jugendstil und zahlreiche Nebengebäude. Charakteristisch war die schneckenförmige Anordnung rund um den Marktplatz. Zwischen den Gebäuden wuchsen viele Bäume und blühten phantasievoll angelegte Gärten, die Bewohner arbeiteten im Bergbau oder in der Brikettfabrik.

Bis 1922 wuchs die Bevölkerung auf 3400 an, und in den 50er Jahren erlebte die Gartentadt ihre Blütezeit. Zu DDR-Zeiten gehörten Brikettfabrik und Werkswohnungen zum Braunkohlekombinat Senftenberg und die Siedlung wurde unter Denkmalschutz gestellt. "Damals begann der langsam siechende Verfall", erzählt der Direktor vom Amt Am Senftenberger See und frühere Bürgermeister von Brieske, Peter Gallasch. Nach der Wende übernahm die TLG die herunter gekommene Siedlung und startete im Juli 1998 die Sanierung.

"Hier wird nichts ohne den Denkmalpfleger angefasst", versichert Gibbens. In mühsamer Kleinarbeit untersuchen die Restauratoren die Fassaden der Gebäude auf ihre ursprüngliche Farbgebung und versuchen, die Verzierungen an den Häusern originalgetreu nachzubilden - an vielen Giebeln sind bereits die feinen Ornamente wieder zu erkennen. Um die Wohnungen, die für jetzige Verhältnisse einst sehr klein geschnitten waren, für heutige Mieter attraktiv zu machen, wurde die Zahl der urspünglich rund 500 Wohnungen auf nunmehr 390 verkleinert. "Der Andrang ist enorm, vor allem frühere Marganer wollen wieder herziehen", sagt Gibbins.

Imke Heinrich

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