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Der Tauscher aus dem Triadischen Ballett von Oskar Schlemmer (1922)

© Staatsgalerie Stuttgart, Leihgabe 1979 Freunde der Staatsgalerie Stuttgart e.V.

Die Geschichte dahinter, Folge 2: Das Triadische Ballett: Taucher, 1922

Der Tauscher aus dem „Triadischen Ballett“ von Oskar Schlemmer (1922)

Von Nathalie Lachmann

Schwarz-weiße Ringelhosen aus Filz und Samt, ein übergroßer Tellerkragen mit orangenen Stoffwülsten und gelbbefüllten Kunststoffkugeln und ein voluminöser Helm wie nicht von dieser Welt: Der „Taucher“, eines der ursprünglich 18 Kostüme des „Triadischen Balletts“, fasziniert seit 100 Jahren das Publikum. Während die Figurine an der Premiere im Württembergischen Landestheater in Stuttgart am 30. September 1922 von Oskar Schlemmer unter dem alias Walter Schoppe und seinen Co-Kreatoren Elsa Hötzel und Albert Burger bewegt wurde, steht sie heute vereint mit sechs weiteren der noch neun erhaltenen Originalkostüme in der Staatsgalerie.

Ein Teil der Figurinen wurde während des Zweiten Weltkrieges zerstört. Die noch heute erhaltenen Triaden verdanken ihre Existenz einem glücklichen Zufall. 1938 schickte Schlemmer die Figurinen für eine Aufführung des Balletts, die jedoch nicht zustande kam, nach New York. Das Museum of Modern Art nahm die Kostüme daraufhin in Verwahrung. Erst 1960 gelangten sie zurück nach Europa und wurden in verschiedenen Ausstellungen gezeigt.

Das „Triadische Ballett“ ist in drei Akte aufgeteilt, denen jeweils eine Stimmung und eine entsprechende Farbe zugeordnet sind. Vor der rosa festlich-getragenen und der schwarzen mystisch-phantastischen Stimmung tritt der „Taucher“ auf zitronengelber heiter-burlesken Bühne direkt am Anfang auf.

Der Name des Stückes leitet sich von dem griechischen Wort Trias ab und bedeutet so viel wie Dreizahl. Als Ordnungsprinzip findet es sich in der Anzahl der Akte und Tanzenden, sowie den verwendeten Bewegungen, Formen und Farben wieder. In einem Tagebucheintrag vom 5. Juli 1926 schreibt Schlemmer dazu: „Warum triadisch? Weil die Drei eine eminent wichtige, beherrschende Zahl ist, bei der das monomane Ich und der dualistische Gegensatz überwunden sind und das Kollektiv beginnt.“

Mit ihren teils starren, aus unterschiedlichen Materialien wie Filz, Samt, Holz, Draht und Kunststoff konstruierten Kostümen erkunden die Tanzenden in von den Kostümen vorgegebenen, eingeschränkten Bewegungen und Gesten den Raum. Als früher Vorreiter der Performance Kunst und fortwährende Inspirationsquelle verfügt das „Triadische Ballett“ noch heute an uneingeschränkter Aktualität.

Nathalie Lachmann arbeitet als Kuratorin für das 19. und 20 Jahrhundert an der Staatsgalerie Stuttgart. Die beiden Doktorandinnen Alexa Dobelmann und Katharina Massing haben an Nathalie Lachmanns Beitrag mitgewirkt.

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