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Kultur: Die Indianer von nebenan

In den USA wurde "Smoke Signals" als erster "native-american"-Film bestaunt und mit vielen Preisen bedacht.Wohl nicht nur deshalb, weil das gesamte Team, Schauspieler, Regisseur, Drehbuchautor und Kameramann, aus Indianern besteht.

In den USA wurde "Smoke Signals" als erster "native-american"-Film bestaunt und mit vielen Preisen bedacht.Wohl nicht nur deshalb, weil das gesamte Team, Schauspieler, Regisseur, Drehbuchautor und Kameramann, aus Indianern besteht.Auch der Stoff hat nichts mehr mit den alten, von Hollywood jahrzehntelang aufrechterhaltenen Stereotypen zu tun.Es geht auch nicht mehr darum, Indianer als Opfer der Geschichte darzustellen.Regiedebütant Chris Eyre verbannt Rollenklischees jeder Art aus seinem Film, er will keine Botschaft transportieren und weder politisch noch anklagend sein.Seine Story besitzt Allgemeingültigkeit, bleibt aber trotzdem an Situation und Lebensgefühl der Indianer gebunden.

"Wenn ein Indianer geht, kehrt er niemals zurück", heißt es in einem alten Sprichwort.Als sich Arnold (Gary Farmer) nach einem Streit mit seiner Frau in sein Auto setzt und davonfährt, bleibt er für immer verschwunden.Erst nach seinem Tod, zehn Jahre später, erhält die Familie die Nachricht, daß seine Urne abzuholen sei, Sohn Victor (Adam Beach) macht sich auf den Weg.Damit wechselt der Film von einer Beschreibung des Lebens im Indianerreservat in Idaho zu einem unterhaltsamen, witzigen, spielerisch leicht inszenierten Roadmovie.

Victor ist nicht allein unterwegs.Ohne Geld ist er auf ein großzügiges Angebot seines Freundes Thomas (Evan Adams) angewiesen, der die Reise bezahlen möchte, wenn er mitfahren darf.Ihm hatte Victors Vater einst das Leben gerettet, seitdem vergöttert er Arnold, ganz im Gegensatz zu Victor, der bei der Erinnerung an seinen Vater immer nur einen prügelnden Alkoholiker vor Augen hat.Nicht nur aus diesem Gegensatz bezieht der Film seine Spannung.Auch die Charaktere der beiden Freunde sind unterschiedlich: immer wieder gehen sich der verschlossene Victor und der skurrile Thomas auf die Nerven.

Eher beiläufig und deshalb umso wirksamer setzt sich der Film dann doch mit einigen Klischees auseinander.Die gesellschaftliche Ächtung schlägt durch, als Victor und Thomas völlig unschuldig in einen Verkehrsunfall verwickelt werden und, für unglaubwürdig gehalten, sogar um ihr Leben fürchten müssen.Als sie endlich nach strapaziöser Tour in Arizona angekommen sind und von Arnolds letzten Lebensjahren erfahren, hat sich an ihm das Vorurteil des perspektivlosen, trunksüchtigen Indianers bestätigt.Also handelt es sich gar nicht um Klischees? Bei diesem ambitionierten Film ist das anzunehmen.

Cinema Paris, Eiszeit (OmU), Kant, Odyssee, Filmbühne Wien

CARLA RHODE

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